Monatsbrief Januar
An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!
Nun ist auch schon wieder der erste Monat im neuen Jahr um
und es ist auch dieses Mal einiges passiert. Angefangen hat das Jahr mit den
„drei Tagen“ Neujahrsfest (manche haben einem auch noch Ende Januar „Bonne
fête“ gewünscht). An diesen Tagen haben alle (zumindest wer die Mittel dazu
hat) besonderes Essen gekocht (hier ist das für viele Fleisch). Zum Pastor
haben viele Essen gebracht (ist hier so üblich), sodass es vieles Verschiedenes
gab und einige Besucher mitessen durften. Auch wir bekamen daheim Besuch von
zwei Lehrern (da wir aber nichts gekocht hatten, haben sie sich kurzerhand beim
Direktor eingeladen). Um diese Zeit war sowohl in der Schule, als auch im
Atelier frei, sodass wir einmal etwas „ausruhen“ konnten (allerdings ist daheim
immer einiges zu tun und sobald man sich z.B. zum Lesen raus setzt, kommt
Besuch vorbei).
Kurz bevor die Schule wieder anfing (am 8.1.) wars mir so
schlecht, dass ich fast die ganze Nacht gespuckt hatte und mich übers
Wochenende erst einmal erholen musste (Malaria war es aber nicht!).
Am 10.1. war der große Voodoo-Feiertag und obwohl dieser
hier im Norden eigentlich nicht gefeiert wird (sowieso nicht in einem
christlichen Umfeld), war in der Schule frei. Das große Voodoofest fand im
Süden Bénins statt, wo auch viele Touristen extra hin gingen.
Vom 11.1. bis 16.1. haben wir uns frei genommen und unsere
erste „große“ Reise nach Porto Novo angetreten. Das heißt morgens um 6 Uhr den
Bus in den Süden nehmen und wenn alles gut läuft, ist man nach 10 Stunden Fahrt
(in einem ganz guten Bus, außer die Hupe, die ist schrecklich!) am Ziel. Wir
haben erst einmal die anderen Mitfreiwilligen besucht. Außerdem fand ein großer
Gottesdienst mit dem „Oberhaupt“ der Neuapostolischen Kirche statt (der
eigentliche Grund unserer Reise), wofür extra Pagnes bedruckt wurden. Ein Tag
sind wir auch nach Cotonou mit dem Autotaxi gefahren (bei „vollem“ Auto, d.h.
mindestens vier hinten, zwei vorne, plus Fahrer, zahlt man 600F für eine Fahrt
und die dauert etwa 30min). Um in Cotonou überhaupt irgendetwas zu finden oder
irgendwo hinzukommen, muss man eben SIMs (also Mototaxis) nehmen, die sich
zwischen den Autokolonnen! durchschlängeln
(was einem manchmal doch etwas Unsicherer vorkommt). Wir hatten den
Auftrag Stoffe fürs Atelier (für Jules „Taschennähaktion“) mitzubringen. Also sind wir von einem Stoffladen in den
anderen, d.h. Handeln ohne Ende. Aber es lohnt sich, da es hier massig Stoff
gibt, auch ganz andere Farben/ Muster und es ist weniger teuer, als im Norden.
Mit ca. 30m Stoff sind wir letztendlich wieder heim! Natürlich muss man hier im
Süden auch einmal die größere Auswahl an Obst, Gemüse u.ä. ausnutzen und so
haben wir alles Mögliche (z.B. gegrillte Bananen) auf dem Markt und an
Straßenständen gekauft (teilweise auch mit nach Hause genommen). Einen etwas weniger
anstrengenden Ausflug haben wir auch noch gemacht. In der Lagune von Porto Novo
gibt es ein recht großes Dorf, das im Wasser gebaut ist (die traditionellen Häuser
dort sind auf Pfählen gebaut, mittlerweile gibt es aber auch Betonhäuser auf
Pfählen). Mit einem Fremdenführer (Empfehlung der Mitfreiwilligen) sind wir mit
einem Boot über die Lagune zu diesem Dorf gefahren, was wunderschön war!
Nebenbei hat uns unser Fremdenführer noch einiges gezeigt/erklärt (z.B. tauchen
hier einige nach Sand, mit dem man ganz gut verdienen kann, was aber auch sehr
gefährlich ist, da es weit in die Tiefe geht und man ca. 10min! die Luft
anhalten können muss. Also sowieso nur etwas für Geübte.).
Auf unserer Rückreise hatte unser Bus zwei Pannen und musste
unterwegs schnell repariert werden. Gegen 22 Uhr sind wir nach ca. 13 Stunden
doch noch wieder in Tanguiéta angekommen.
Zu der Reise kann ich nur sagen, dass sie echt schön war und
man einfach auch einmal etwas anderes zu sehen bekommen hat. Allerdings war es
auch sehr anstrengend, da einfach sowohl die Leute, sowie das Klima anders
sind. Im Süden ist es viel schwüler (sodass man sofort alles nass schwitzt) und
man merkt, dass hier der westliche Einfluss viele größer ist, als im Norden.
Inzwischen hat sich sowohl in der Schule/Atelier, als auch
leider bei uns zuhause einiges geändert. Zuerst zu den besseren Veränderungen.
Die zwei größten Klassen (mit jeweils ca. 80 Kindern) wurden aufgeteilt, sodass
es jetzt jeweils Klassen mit 45 und 35 Kindern sind. Die zwei neuen
Klassenzimmern wurden also inzwischen fertig gestellt (allerdings werden diese
nur für kurze Zeit halten, da sie aus einem „Strohzaun“ als Mauer und einem
Wellblechdach bestehen und innen ziemlich dunkel sind, der Boden = Sand) und
auch die neuen zwei Lehrer (ein Lehrer und eine Lehrerin!) haben somit ihre
Arbeit begonnen. Somit gibt es jetzt insgesamt 8 Klassen. Da der eine Lehrer
(der die jüngste Klasse CI hat) einen Tag krank war, durfte ich seine Klasse
übernehmen. Trotz den nun „nur“ noch 45 Kindern gibt es leider weiterhin Chaos
(ist auch echt schwierig so viele Kinder im Alter von 3 bis 4 Jahren zu
beschäftigen und ruhig zu halten und das ohne groß Material zur Verfügung zu
haben)!
Die Anfangsklassen haben nun schon seit einigen Wochen als
zusätzliches Übungsmaterial, Arbeitshefte bekommen, was den Kindern auch Spaß
macht. Zusätzliche „études“- Stunden gibt es immer nach dem Unterricht von 17
Uhr bis 17:30 Uhr, in denen speziell mit einigen Schülern geübt wird.
Mittlerweile habe ich dank den vielen Spendern (an dieser
Stelle ein riesengroßes Dankeschön an alle Spender) einen Spendenüberschuss und
werden nun mit dem Geld (welches ich ja nun direkt im Projekt einsetzen kann)
kommende Woche erst einmal Deutschbücher für meinen Deutschunterricht kaufen,
damit ich endlich richtig unterrichten kann (gleichzeitig werden die Bücher ja
auch noch für nächstes Jahr weiter gebraucht).
Auch im Atelier hat sich einiges getan. Es sind ein paar
neue Mädchen dazu gekommen, sodass es nun um die 22 Auszubildenden sind und es
im Atelier langsam eng wird. Ende des Monats sind auch endlich die sechs
„neuen“ Nähmaschinen aus Deutschland angekommen, die auch Platz brauchen, aber
dringend benötigt wurden (für die vielen Mädchen und außerdem nähen diese
Maschinen im Vergleich zu den anderen Maschinen richtig gut). Jule hat nun auch
ein Taschenprojekt im Atelier angefangen. Mit den mitgebrachten Stoffen aus
Cotonou wurden nun schon einige Taschen (nach Vorlagen von Jule) genäht, die
dann in Deutschland verkauft werden sollen (eine zusätzliche Geldeinnahme fürs
Atelier).
Jetzt muss ich allerdings auch noch eine schlechte Nachricht
(„Veränderung“) loslassen. Der süße, kleine Hund vom Direktor ist nämlich
gestorben. Laut der Frau vom Direktor wurde er vergiftet, allerdings kann er
auch einfach so etwas Schlechtes gegessen haben. Man weiß es aber nicht. Fehlen
tut er (eigentlich ja „sie“) einem so oder so, da man sich doch schon ziemlich
an den Hund gewöhnt hat.
Ja das waren diesen Monat einige Veränderungen und
Erlebnisse. Gegen Ende haben wir nun auch endlich unseren Wasserfallausflug
umgesetzt. Ein weiteres wunderschönes Erlebnis. Erst mussten wir uns ein
Autotaxi suchen und einen reellen Preis aushandeln. Dann ging es über die
unbefestigte und sehr holbrige Straße, die etwas hinter unserem Haus verläuft
(etwa eine Stunde Fahrt) zum Wasserfall in Tanougou. Dort muss man sogar
Eintritt bezahlen (ist recht touristisch dort) und man darf nur mit Guide zum
Wasserfall (die Guides sind dann aber gegangen und da erst später noch ein paar
andere Touristen kamen, waren wir erst einmal für uns). Dazu muss man erst über
Felsen klettern und den kleinen Wasserfall „übersteigen“. Beim großen
Wasserfall (der von den Felsen „stürzt“) gibt es einen kleinen See, in dem man
dann wunderschön baden/schwimmen kann (ist aber kalt!). Als zusätzliche
Attraktion (wenn man will) springen einige Einheimische noch von den 30m hohen
Felsen ins Wasser!
Wir haben es jedenfalls genossen, wieder einmal richtig zu
baden, auf den Felsen in der Sonne zu sitzen und zu picknicken.
Nun kommt ja dann auch die „richtige“ Hitze (es war schon
ein paar Tage richtig warm, da hätte man sich gerne den ganzen Tag über
geduscht), was jetzt sogar schon die Einheimischen ermüdet. Ich bin gespannt,
wie heiß es da wirklich wird (es ist ja schon warm!).
Mit den wärmeren Tagen, schwinden aber auch wieder die
Skorpione (hatten diesen Monat nur zwei Mal welche zu Besuch!), was ganz
angenehm ist.
So das war nun wieder einmal ein kurzer Bericht über meinen
Aufenthalt hier. Alles was man so erlebt/fühlt kann man leider gar nicht so
aufschreiben, weshalb es eben bei dieser „Berichterstattung“ bleibt.
Ich hoffe ihr seid gut im neuen Jahr angekommen und euch geht
es allen so gut wie mir hier! Bis zum nächsten Monatsbrief!
Viele liebe Grüße aus Tanguiéta,
Laura
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