Monatsbrief Dezember
An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!
Zuerst wünsche ich euch allen nachträglich noch schöne
Weihnachten (ich hoffe ihr hattet ein schönes Fest!) und ein gutes neues Jahr!
Diesen Monat standen vor allem die Feste im Vordergrund und
natürlich der kleine Adventskalender. Ab dem 1. Dezember standen jeden Abend
(oder auch schon Mittag) die Kinder des Direktors vor der Tür und wollten
wieder einen Zettel abreißen oder ein Türchen vom Postkartenbildkalender
öffnen. Da war dann jedes Bildchen (auch wenn es noch so klein und unscheinbar
war) die Attraktion des Abends.
In der Schule lief alles so weiter wie davor. Ich durfte
kurzfristig wieder ganze Tage gestalten oder zum Beispiel die CP- Klasse
übernehmen (ca. 75 Kinder im Alter von 5-7 Jahren). Chaos ist da immer
vorprogrammiert und abends ist man dann schon immer ziemlich fertig. Das
Highlight war, als ich eine Klasse Fußball spielen lassen habe (und es auch
noch ganz gut geklappt hatte). Da waren dann alle ganz begeistert, da der
Sportunterricht meistens eher nach strikten Regeln („Marschieren üben und im
Takt rennen“) und ohne Spiele abläuft. Dann kamen die „compositions“
(Klassenarbeiten in allen Fächern, an 1 bis 2 Tagen, die dieses Mal von anderen
Schulen vorgegeben wurden) und es wurde wieder alles wiederholt und sogar ein
bisschen gelernt (ein Abend vorher kam Blandine, die Tochter des Direktors, und
wollte mit uns lernen bzw. mussten wir
und sie erst einmal alles entziffern, weshalb wir nur die Hälfte der Aufschriebe
überhaupt lesen konnten). Beim Eintragen der Noten in die Zeugnisse durfte ich
auch helfen (je nach Durchschnitt wird dann ein Smiley, ein Kreis oder ein
Halbkreis umkringelt, wobei der halbe Kreis dann das schlechteste ist).
Auch bei meiner Deutschklasse musste ich kurzfristig wieder
eine devoir (Klassenarbeit) schreiben lassen („Also in 2 Tagen ist die devoir,
hast du die schon vorbereitet?“ „Häh, was?“). Also mussten wir noch schnell
einen Übungsaufgabensamstag einschieben, an dem sogar fast alle kamen.
Insgesamt ist die devoir dann ein wenig besser ausgefallen als letztes Mal.
Trotzdem lässt die Arbeitsmoral (falls es hier so etwas gibt) noch schwer zu
wünschen übrig (Ja, leider kann man eine Sprache, ohne Vokabeln, nicht lernen).
Dann kam auch schon der letzte Schultag vor den
Weihnachtsferien (das war Freitag, der 21.12.). Da war auch nicht mehr so
wirklicher Unterricht (ich durfte Die CI, 4-6-Jährige, 2 Stunden lang etwas
malen lassen). Nach der großen Pause war dann „Versammlung“ in der Kirche, bei
der gesungen/getanzt wurde und danach bekamen alle Lehrer Bonbons für ihre
Klassen (jeder Schüler hat genau 5 Bonbons bekommen). Mittags war kein
Unterricht mehr.
Dafür hatte Jule im Atelier um die Feiertage umso mehr
Stress. Anfang des Monats war Jule auch zweimal krank (mit Fieber), weshalb wir
beim ersten Mal dachten, dass es Malaria wäre. Jedoch kam das Fieber eine Woche
später erneut (trotz den davor eingenommenen Malariatabletten), sodass es
wahrscheinlich „nur“ normales Fieber war.
Da es dann recht schnell wieder vorbei ging, konnten wir
auch mit den anderen zwei Freiwilligen (die aus Tayacou) nach N’tgou
(Natitingou) fahren (wenn man schon einmal zu viert ist, ist die Taxibeladung
schon einfacher, dachten wir jedenfalls). Natürlich musste es abends wieder
Probleme für die Rückfahrt geben (Nein, das Taxi ist mit 4 Personen und 1
Fahrer noch nicht voll, ist ja ein 5-Sitzer, d.h. es ist für mindestens 6
Personen und 1 Fahrer ausgelegt!). Auf der Suche nach noch mehr Mitfahrern ist
dann der Motor kaputt gegangen, sodass wir erst zu einer Werkstatt geschoben
wurden und schließlich das Auto wechseln (mussten also doch wieder im Dunkeln
heimfahren). Aber irgendwann kommt man irgendwie immer wieder an/heim.
Diesen Monat musste ich mir doch auch einmal eine
afrikanische Frisur zulegen (ganz viele kleine Zöpfe, natürlich mit
zusätzlichen Kunsthaaren). Das dauert allerdings seine Zeit (ich saß fast 5
Stunden bei der coiffeuse) und kostet sein Geld (habe anscheinend auch zu viel
gezahlt). Beim Heimgehen ist mir dann noch ein „Totenumzug“ entgegen gekommen.
D. h. der Verstorbene wird, eingewickelt in Tüchern und mit
Trommelbekleidmusik, durch die Straßen getragen (im Tanzen) und alle
Angehörigen laufen/tanzen hinterher. So soll sich der Verstorbene nochmal bei allen
Verwandten und Bekannten verabschieden können. Wenn einem so ein Umzug entgegen
kommt, ist das schon etwas gewöhnungsbedürftig…
Diesen Monat bekamen wir den „Hamattan“ (der starke Wind)
noch mehr zu spüren. Nachts war es ziemlich kühl (hab alles was ich gefunden
habe auf mich drauf gelegt) und die Kühle hat sich sogar bis ca. 10 Uhr
gehalten (danach war es wieder sehr warm). Mittlerweile ist es aber einfach nur
noch windig und heiß. Dafür gibt es zurzeit so gut wie keine Hüpftiere (auch
ganz angenehm). Allerdings ist weiterhin Skorpionalarm. Als ich schon einige
Male im Dunkeln aufs Klo wollte, war jedes Mal ein recht großer Skorpion (so 10
cm) direkt unterm Dach, an der Tür oder Wand. Worauf ich doch lieber aufs Klo
verzichtet habe. Aber man gewöhnt sich an alles, weshalb der Anblick eines
Skorpions nicht mehr schlimm ist (solange keiner zu meiner Schlafnatte kommt).
Nun aber zu dem „Wichtigsten“ im Dezember, die
Weihnachtsfesttage und Silvester. Weihnachten wird hier eher als „Fest der
Kinder“ bezeichnet und wird etwas weniger als Silvester/Neujahr gefeiert (das
ist dann das „Fest der Erwachsenen“). Trotzdem lassen sich die meisten neue
Kleider nähen, weshalb im Atelier alles drunter und drüber ging (Nähmaschinen
wurden davor noch alle vom „coolen“ Maschinisten repariert). Eigentlich hatte
Maman nicht vor, „veille“ (Nachtwache) im Atelier zu halten, was aber nicht
abzuwenden war (und es sogar zwei gab). Das kam auch daher, dass für den
Chorauftritt, der am 27. stattfand, noch „kurzfristig“ Choruniformen (und zwar
33) genäht werden mussten (wär ja auch nicht schon früher einzuplanen gewesen).
Bei der ersten war ich nicht dabei (die war am 23.), dafür
aber Jule. An dem Tag habe ich zusammen mit den anderen zwei Freiwilligen (aus
Tayacou) bei Ursula Plätzchen gebacken (die hat uns solange sie im Urlaub ist
ihren Schlüssel überlassen). Wir haben eben alles was wir gefunden haben zu
einem Teig verarbeitet (vor allem viel Zimt reingemischt, sollte ja nach
Weihnachten schmecken), mit Löffeln Formen ausgeschnitten (was uns zu
Weihnachten und so eingefallen ist) und im Gasbackofen gebacken. Letztendlich
hatten wir 4 Bleche voller Plätzchen, viele lustige Formen und ich war bis 21
Uhr beim Backen (haben echt gut geschmeckt). In der Nacht war ich alleine (Jule
war ja noch im Atelier) und später habe ich dann erfahren, dass jemand am Haus
war und den Hund verschlagen hat (der hat anscheinend aus dem Maul geblutet).
Der Direktor hat das aber zum Glück gehört, ist raus und hat noch eine
Taschenlampe weghuschen gesehen. Auch eine große Schlange war anscheinend in
der Nacht vor unserem Haus. Zum Glück erfährt man manches erst im Nachhinein…
Am 24. (um 8 Uhr kam Jule heim) hatte Saskia (die andere
Freiwillige) Geburtstag und wir waren eingeladen. Ich bin mit dem Rad die 10km
nach Tayacou gefahren. Jule ist mit Florent auf dem Moto mitgefahren. Unterwegs
kamen kurz vor Tayacou plötzlich einige Jungen aus dem Gebüsch raus gerannt und
haben mich angehalten (alle hatten nur „Schnüre“ um den Bauch gelegt und sonst
nichts an). Ein Mann hat sie dann aber weg gepfiffen und mir erklärt, dass sie
Geld für ihre Zeremonie sammeln und man eben ein bisschen geben soll. Bei
Saskia haben wir dann zusammen mit einigen Kindern vom Waisenhaus ein paar
„Kindergeburtstagsspiele“ gespielt. Abends waren (wieder in Tanguiéta) in der
Kirche des Pastors noch Theatervorführungen (von Jugendlichen) bis spät in die
Nacht. In der Nacht (also auch wieder eine „veille“) haben die Jugendlichen der
Kirche dann das „Festessen“ für den nächsten Tag (dem eigentlichen
Weihnachtsfesttag) vorbereitet (dazu haben wir auch Zwiebeln mitgebracht).
Am nächsten Tag (der 25.) war dann erst eine
„Weihnachtspredigt“ (wir durften zum ersten Mal im Chor mit vorsingen) und
danach gabs das „Festessen“ (Reis mit einem Fleischstück und Bizapsaft). Leider
ist das hier so, dass jeder sein Essen isst (möglichst schnell, damit der
Teller für den nächsten frei wird), nicht viel gesprochen wird und man danach
gleich heimgeht. Mittags sind Jule und ich ins Atelier, wo wieder so viel los war,
dass wieder „veille“ gehalten werden musste (d.h. man arbeitet bis 4 Uhr
nachts, schläft im Atelier ca. 2 Stunden und von ca. 6 Uhr bis 9 Uhr arbeitet
man wieder, ruht sich bisschen aus und mittags geht es um 15 Uhr ganz normal
weiter). Diese Mal war ich mit dabei (allerdings konnte ich nicht so viel
machen). Wir (Jule und ich) haben uns allerdings schon gegen 2 Uhr hingelegt
(auf eine Natte), da aber die ganze Nacht über Musik zum „Wachhalten“ gelaufen
ist, habe ich mehr oder eher weniger geschlafen. Um ca. 9 Uhr sind wir heim.
Am 26. haben wir uns mittags zusammen mit den zwei aus
Tayacou und noch zwei anderen Deutschen,
die hier ein Praktikum machen, in Ursulas Haus getroffen. Da der Hausschlüssel
nicht bei den Nachbarn war (das ist eine etwas längere, kompliziertere
Geschichte) wurde uns der Schlüssel erst gegen späteren Nachmittag gebracht und
unser geplantes gemeinsames Mittagessen wurde eben eher zum Abendessen (war
trotzdem schön).
Am 27. war „conseile de chorale“ (Chorauftritt) in der
Kirche (lief auch etwas anders ab als geplant). Eigentlich sollten viele Chöre
kommen, letztendlich war es nur unserer.
Es sollte auch schon um 19 Uhr anfangen, fing dann aber so gegen 21 Uhr
an. Trotzdem hat es sehr viel Spaß gemacht mitzusingen (wir haben ja auch extra
Choruniformen genäht bekommen) und die Tänze haben wir sogar einigermaßen
hinbekommen.
Am 29. war sozusagen das letzte „Weihnachtsfest“ im Dorf
Byacou (5km entfernt), wohin unser Chor (in die Kirche) eingeladen wurde. Dort
haben wir auch viel gesungen und danach gabs „Weihnachtsgruppenessen“ (auch in
der Kirche). D.h., dass eine Gruppe von etwa acht Leuten eine große Platte
voller Reis und einigen Fleischstücken hingestellt bekommen hat und alle mit
den Händen von der Platte gegessen haben. Dazu gab es Bizapsaft und eine Wanne
voll mit „Tschouck“ (oder so, das ist gegorene Hirse). Das wurde dann mit einer
Schüssel raus geschöpft und alle haben aus der Schüssel getrunken. Hygienisch
war das zwar nicht, es war aber das schönste Weihnachtsessen hier.
An Silvester sind wir auch wieder mit zum Pastor in die
Kirche. Dort wurden sozusagen alle Familien vor gerufen, die dann zum Beispiel
etwas zum Jahr (Erlebnisse oder so) gesagt haben und jede Familie hat auch
etwas vorgesungen (wer wollte, auf seiner Sprache). Wir mussten zusammen mit
der Pastorfamilie vor und dann auch etwas auf deutsch vorsingen. Das ging alles
bis 24 Uhr und das neue Jahr wurde dann besungen, es wurde getanzt, alle haben
sich gegenseitig „bonne nouvelle année“ gewünscht und alle haben sich gefreut.
Es gab zwar kein Feuerwerk, hatte dafür aber etwas ganz anders Schönes.
Ja, die Festtage werden hier schon etwas anders gefeiert und
rufen akuten Schlafmangel hervor, aber das ist es schon auch einmal wert.
Ferien habe ich jetzt noch bis zum 5.1. (auch im Atelier
wird bis dahin ausnahmsweise frei gemacht) und am 6.1. geht es in der Schule
wieder los. Auch Tychique (ältester Sohn des Pastors), der über die Ferien da
ist, geht dann wieder zurück aufs technische Collège- Internat in N’tgou. Bis dahin
versuchen wir uns noch ein bisschen zu erholen (klappt mehr oder weniger).
Ruckzuck ist man jetzt im neuen Jahr gelandet und, man
glaubt es kaum, die ersten 4 Monate sind auch schon um.
Ich hoffe euch geht es auch allen gut und das neue Jahr hat
gut angefangen!
Bis zum nächsten Monatsbrief wünsche ich euch eine gute
Zeit.
Viele liebe Grüße aus (dem immer wärmer werdenden)
Tanguiéta,
Laura
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen