Sonntag, 5. Januar 2014

Monatsbrief Dezember



Monatsbrief Dezember

An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!

Zuerst wünsche ich euch allen nachträglich noch schöne Weihnachten (ich hoffe ihr hattet ein schönes Fest!) und ein gutes neues Jahr!
Diesen Monat standen vor allem die Feste im Vordergrund und natürlich der kleine Adventskalender. Ab dem 1. Dezember standen jeden Abend (oder auch schon Mittag) die Kinder des Direktors vor der Tür und wollten wieder einen Zettel abreißen oder ein Türchen vom Postkartenbildkalender öffnen. Da war dann jedes Bildchen (auch wenn es noch so klein und unscheinbar war) die Attraktion des Abends.  
In der Schule lief alles so weiter wie davor. Ich durfte kurzfristig wieder ganze Tage gestalten oder zum Beispiel die CP- Klasse übernehmen (ca. 75 Kinder im Alter von 5-7 Jahren). Chaos ist da immer vorprogrammiert und abends ist man dann schon immer ziemlich fertig. Das Highlight war, als ich eine Klasse Fußball spielen lassen habe (und es auch noch ganz gut geklappt hatte). Da waren dann alle ganz begeistert, da der Sportunterricht meistens eher nach strikten Regeln („Marschieren üben und im Takt rennen“) und ohne Spiele abläuft. Dann kamen die „compositions“ (Klassenarbeiten in allen Fächern, an 1 bis 2 Tagen, die dieses Mal von anderen Schulen vorgegeben wurden) und es wurde wieder alles wiederholt und sogar ein bisschen gelernt (ein Abend vorher kam Blandine, die Tochter des Direktors, und wollte mit uns lernen bzw. mussten  wir und sie erst einmal alles entziffern, weshalb wir nur die Hälfte der Aufschriebe überhaupt lesen konnten). Beim Eintragen der Noten in die Zeugnisse durfte ich auch helfen (je nach Durchschnitt wird dann ein Smiley, ein Kreis oder ein Halbkreis umkringelt, wobei der halbe Kreis dann das schlechteste ist).
Auch bei meiner Deutschklasse musste ich kurzfristig wieder eine devoir (Klassenarbeit) schreiben lassen („Also in 2 Tagen ist die devoir, hast du die schon vorbereitet?“ „Häh, was?“). Also mussten wir noch schnell einen Übungsaufgabensamstag einschieben, an dem sogar fast alle kamen. Insgesamt ist die devoir dann ein wenig besser ausgefallen als letztes Mal. Trotzdem lässt die Arbeitsmoral (falls es hier so etwas gibt) noch schwer zu wünschen übrig (Ja, leider kann man eine Sprache, ohne Vokabeln, nicht lernen).
Dann kam auch schon der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien (das war Freitag, der 21.12.). Da war auch nicht mehr so wirklicher Unterricht (ich durfte Die CI, 4-6-Jährige, 2 Stunden lang etwas malen lassen). Nach der großen Pause war dann „Versammlung“ in der Kirche, bei der gesungen/getanzt wurde und danach bekamen alle Lehrer Bonbons für ihre Klassen (jeder Schüler hat genau 5 Bonbons bekommen). Mittags war kein Unterricht mehr.

Dafür hatte Jule im Atelier um die Feiertage umso mehr Stress. Anfang des Monats war Jule auch zweimal krank (mit Fieber), weshalb wir beim ersten Mal dachten, dass es Malaria wäre. Jedoch kam das Fieber eine Woche später erneut (trotz den davor eingenommenen Malariatabletten), sodass es wahrscheinlich „nur“ normales Fieber war.
Da es dann recht schnell wieder vorbei ging, konnten wir auch mit den anderen zwei Freiwilligen (die aus Tayacou) nach N’tgou (Natitingou) fahren (wenn man schon einmal zu viert ist, ist die Taxibeladung schon einfacher, dachten wir jedenfalls). Natürlich musste es abends wieder Probleme für die Rückfahrt geben (Nein, das Taxi ist mit 4 Personen und 1 Fahrer noch nicht voll, ist ja ein 5-Sitzer, d.h. es ist für mindestens 6 Personen und 1 Fahrer ausgelegt!). Auf der Suche nach noch mehr Mitfahrern ist dann der Motor kaputt gegangen, sodass wir erst zu einer Werkstatt geschoben wurden und schließlich das Auto wechseln (mussten also doch wieder im Dunkeln heimfahren). Aber irgendwann kommt man irgendwie immer wieder an/heim.
Diesen Monat musste ich mir doch auch einmal eine afrikanische Frisur zulegen (ganz viele kleine Zöpfe, natürlich mit zusätzlichen Kunsthaaren). Das dauert allerdings seine Zeit (ich saß fast 5 Stunden bei der coiffeuse) und kostet sein Geld (habe anscheinend auch zu viel gezahlt). Beim Heimgehen ist mir dann noch ein „Totenumzug“ entgegen gekommen. D. h. der Verstorbene wird, eingewickelt in Tüchern und mit Trommelbekleidmusik, durch die Straßen getragen (im Tanzen) und alle Angehörigen laufen/tanzen hinterher. So soll sich der Verstorbene nochmal bei allen Verwandten und Bekannten verabschieden können. Wenn einem so ein Umzug entgegen kommt, ist das schon etwas gewöhnungsbedürftig…
Diesen Monat bekamen wir den „Hamattan“ (der starke Wind) noch mehr zu spüren. Nachts war es ziemlich kühl (hab alles was ich gefunden habe auf mich drauf gelegt) und die Kühle hat sich sogar bis ca. 10 Uhr gehalten (danach war es wieder sehr warm). Mittlerweile ist es aber einfach nur noch windig und heiß. Dafür gibt es zurzeit so gut wie keine Hüpftiere (auch ganz angenehm). Allerdings ist weiterhin Skorpionalarm. Als ich schon einige Male im Dunkeln aufs Klo wollte, war jedes Mal ein recht großer Skorpion (so 10 cm) direkt unterm Dach, an der Tür oder Wand. Worauf ich doch lieber aufs Klo verzichtet habe. Aber man gewöhnt sich an alles, weshalb der Anblick eines Skorpions nicht mehr schlimm ist (solange keiner zu meiner Schlafnatte kommt).
Nun aber zu dem „Wichtigsten“ im Dezember, die Weihnachtsfesttage und Silvester. Weihnachten wird hier eher als „Fest der Kinder“ bezeichnet und wird etwas weniger als Silvester/Neujahr gefeiert (das ist dann das „Fest der Erwachsenen“). Trotzdem lassen sich die meisten neue Kleider nähen, weshalb im Atelier alles drunter und drüber ging (Nähmaschinen wurden davor noch alle vom „coolen“ Maschinisten repariert). Eigentlich hatte Maman nicht vor, „veille“ (Nachtwache) im Atelier zu halten, was aber nicht abzuwenden war (und es sogar zwei gab). Das kam auch daher, dass für den Chorauftritt, der am 27. stattfand, noch „kurzfristig“ Choruniformen (und zwar 33) genäht werden mussten (wär ja auch nicht schon früher einzuplanen gewesen).
Bei der ersten war ich nicht dabei (die war am 23.), dafür aber Jule. An dem Tag habe ich zusammen mit den anderen zwei Freiwilligen (aus Tayacou) bei Ursula Plätzchen gebacken (die hat uns solange sie im Urlaub ist ihren Schlüssel überlassen). Wir haben eben alles was wir gefunden haben zu einem Teig verarbeitet (vor allem viel Zimt reingemischt, sollte ja nach Weihnachten schmecken), mit Löffeln Formen ausgeschnitten (was uns zu Weihnachten und so eingefallen ist) und im Gasbackofen gebacken. Letztendlich hatten wir 4 Bleche voller Plätzchen, viele lustige Formen und ich war bis 21 Uhr beim Backen (haben echt gut geschmeckt). In der Nacht war ich alleine (Jule war ja noch im Atelier) und später habe ich dann erfahren, dass jemand am Haus war und den Hund verschlagen hat (der hat anscheinend aus dem Maul geblutet). Der Direktor hat das aber zum Glück gehört, ist raus und hat noch eine Taschenlampe weghuschen gesehen. Auch eine große Schlange war anscheinend in der Nacht vor unserem Haus. Zum Glück erfährt man manches erst im Nachhinein…
Am 24. (um 8 Uhr kam Jule heim) hatte Saskia (die andere Freiwillige) Geburtstag und wir waren eingeladen. Ich bin mit dem Rad die 10km nach Tayacou gefahren. Jule ist mit Florent auf dem Moto mitgefahren. Unterwegs kamen kurz vor Tayacou plötzlich einige Jungen aus dem Gebüsch raus gerannt und haben mich angehalten (alle hatten nur „Schnüre“ um den Bauch gelegt und sonst nichts an). Ein Mann hat sie dann aber weg gepfiffen und mir erklärt, dass sie Geld für ihre Zeremonie sammeln und man eben ein bisschen geben soll. Bei Saskia haben wir dann zusammen mit einigen Kindern vom Waisenhaus ein paar „Kindergeburtstagsspiele“ gespielt. Abends waren (wieder in Tanguiéta) in der Kirche des Pastors noch Theatervorführungen (von Jugendlichen) bis spät in die Nacht. In der Nacht (also auch wieder eine „veille“) haben die Jugendlichen der Kirche dann das „Festessen“ für den nächsten Tag (dem eigentlichen Weihnachtsfesttag) vorbereitet (dazu haben wir auch Zwiebeln mitgebracht).
Am nächsten Tag (der 25.) war dann erst eine „Weihnachtspredigt“ (wir durften zum ersten Mal im Chor mit vorsingen) und danach gabs das „Festessen“ (Reis mit einem Fleischstück und Bizapsaft). Leider ist das hier so, dass jeder sein Essen isst (möglichst schnell, damit der Teller für den nächsten frei wird), nicht viel gesprochen wird und man danach gleich heimgeht. Mittags sind Jule und ich ins Atelier, wo wieder so viel los war, dass wieder „veille“ gehalten werden musste (d.h. man arbeitet bis 4 Uhr nachts, schläft im Atelier ca. 2 Stunden und von ca. 6 Uhr bis 9 Uhr arbeitet man wieder, ruht sich bisschen aus und mittags geht es um 15 Uhr ganz normal weiter). Diese Mal war ich mit dabei (allerdings konnte ich nicht so viel machen). Wir (Jule und ich) haben uns allerdings schon gegen 2 Uhr hingelegt (auf eine Natte), da aber die ganze Nacht über Musik zum „Wachhalten“ gelaufen ist, habe ich mehr oder eher weniger geschlafen. Um ca. 9 Uhr sind wir heim.
Am 26. haben wir uns mittags zusammen mit den zwei aus Tayacou  und noch zwei anderen Deutschen, die hier ein Praktikum machen, in Ursulas Haus getroffen. Da der Hausschlüssel nicht bei den Nachbarn war (das ist eine etwas längere, kompliziertere Geschichte) wurde uns der Schlüssel erst gegen späteren Nachmittag gebracht und unser geplantes gemeinsames Mittagessen wurde eben eher zum Abendessen (war trotzdem schön).
Am 27. war „conseile de chorale“ (Chorauftritt) in der Kirche (lief auch etwas anders ab als geplant). Eigentlich sollten viele Chöre kommen, letztendlich war es nur unserer.  Es sollte auch schon um 19 Uhr anfangen, fing dann aber so gegen 21 Uhr an. Trotzdem hat es sehr viel Spaß gemacht mitzusingen (wir haben ja auch extra Choruniformen genäht bekommen) und die Tänze haben wir sogar einigermaßen hinbekommen.
Am 29. war sozusagen das letzte „Weihnachtsfest“ im Dorf Byacou (5km entfernt), wohin unser Chor (in die Kirche) eingeladen wurde. Dort haben wir auch viel gesungen und danach gabs „Weihnachtsgruppenessen“ (auch in der Kirche). D.h., dass eine Gruppe von etwa acht Leuten eine große Platte voller Reis und einigen Fleischstücken hingestellt bekommen hat und alle mit den Händen von der Platte gegessen haben. Dazu gab es Bizapsaft und eine Wanne voll mit „Tschouck“ (oder so, das ist gegorene Hirse). Das wurde dann mit einer Schüssel raus geschöpft und alle haben aus der Schüssel getrunken. Hygienisch war das zwar nicht, es war aber das schönste Weihnachtsessen hier.
An Silvester sind wir auch wieder mit zum Pastor in die Kirche. Dort wurden sozusagen alle Familien vor gerufen, die dann zum Beispiel etwas zum Jahr (Erlebnisse oder so) gesagt haben und jede Familie hat auch etwas vorgesungen (wer wollte, auf seiner Sprache). Wir mussten zusammen mit der Pastorfamilie vor und dann auch etwas auf deutsch vorsingen. Das ging alles bis 24 Uhr und das neue Jahr wurde dann besungen, es wurde getanzt, alle haben sich gegenseitig „bonne nouvelle année“ gewünscht und alle haben sich gefreut. Es gab zwar kein Feuerwerk, hatte dafür aber etwas ganz anders Schönes.
Ja, die Festtage werden hier schon etwas anders gefeiert und rufen akuten Schlafmangel hervor, aber das ist es schon auch einmal wert.
Ferien habe ich jetzt noch bis zum 5.1. (auch im Atelier wird bis dahin ausnahmsweise frei gemacht) und am 6.1. geht es in der Schule wieder los. Auch Tychique (ältester Sohn des Pastors), der über die Ferien da ist, geht dann wieder zurück aufs technische Collège- Internat in N’tgou. Bis dahin versuchen wir uns noch ein bisschen zu erholen (klappt mehr oder weniger).
Ruckzuck ist man jetzt im neuen Jahr gelandet und, man glaubt es kaum, die ersten 4 Monate sind auch schon um.
Ich hoffe euch geht es auch allen gut und das neue Jahr hat gut angefangen!
Bis zum nächsten Monatsbrief wünsche ich euch eine gute Zeit.

Viele liebe Grüße aus (dem immer wärmer werdenden) Tanguiéta,

Laura

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