Monatsbrief Oktober
An alle Interessierte und Mitleser!
Schon wieder ist ein Monat vergangen und es hat sich seitdem
einiges hier getan. Leider hab ich gleich anfangs des Monats Malaria bekommen,
da ich dieses Mal aber gleich Medikamente dagegen genommen habe, waren es
eigentlich „nur“ zwei Tage mit Fieber- und Gliederschmerzen im Bett.
Endlich hat nun die Schule am 16.10. angefangen, sodass
langsam alles seinen „normalen Ablauf“ nimmt. Leider bekommen hier die Schüler
(zumindest im CEG, also collège) nicht einfach ihren Stundenplan gesagt,
sondern erfahren erst nach und nach, wann sie wie Unterricht haben (bzw. für
manche Fächer gibt es bis jetzt immer noch keinen Lehrer). So ist es für uns
auch etwas schwierig einen schönen „Arbeitsplan“ (wann wir also mit wem lernen)
zu erstellen, da sich immer doch noch etwas ändert. Bis jetzt haben wir also
einfach mit denen angefangen zu lernen, die schon Aufgaben hatten bzw.
Schwierigkeiten mit etwas (v. a. Mathe) haben. Dabei merkt man erst, dass
manche trotz einigen Jahren Schule immer noch nicht lesen oder die Zahlen bis
20 können! So haben wir dann also einiges zu tun.
Im Waisenhaus konnten wir zu Schulbeginn nun auch die ganzen
Schulmaterialien (die alle z.B. vom Patenschaftengeld bezahlt werden) an alle
Kinder verteilen. Da kam doch einiges an Heften, Schreibmaterialien u. ä.
zusammen. Eine kleine Vorstellung von den Preisen hier (dabei gilt 1€ = 656
CFA, alle Preise sind nicht immer überall gleich):
- normale Hefte (Paket von 5 Heften): 900 CFA
- große Hefte (Paket von 5 Heften): 3000 CFA
- Stiftepackung: 3500 CFA
- Packung mit Zirkel, Lineal: 2200 CFA
- Kreidepackung: 1000 CFA
Zusätzlich hat jeder Schüler noch eine Kakischuluniform.
Schulgeld muss dann v. a. für die Klassen gezahlt werden, in denen Prüfungen
absolviert werden (also in CM2, die Grundschulabschlussklasse und 3ème), ca. je
über 10 000CFA. Dazu kommen die ständig anfallenden Kopierkosten (1 Seite
Kopie: 15 CFA), sowie auch Wassergeld für die Pumpe (1 Bidon mit 25l: 15 CFA)
und andere Kosten. All das müssen wir im „Auge behalten“, da man sonst echt
leicht den Überblick verlieren kann.
Mit dem Beginn unserer Arbeit sieht man erst, wie viele
Schwierigkeiten auf einen zu kommen. Beispielsweise ist eigentlich ein Comité
für das Waisenhaus bzw. die Entscheidungen, die im Waisenhaus getroffen werden
müssen, zuständig, richtig handeln (d. h. die Sachen einkaufen und schauen ob
etwas z. B. repariert werden muss) tut allerdings eher nur Einer. Das läuft
aber auch nicht immer so, wie es sollte. Zusätzliche Schwierigkeiten sind, dass
sich das Comité und die einzelne Person nicht sehr gut verstehen bzw. nicht
wirklich zusammen arbeiten können. So sind wir sehr gespannt wie sich das alles
noch so entwickelt, da das auf Dauer nicht so weiter laufen kann. Ja, all das
macht unsere Arbeit nicht gerade einfacher. Wie schon gesagt, sind wir für die
ganze Organisation im Waisenhaus mit verantwortlich, d. h. wenn den Kindern
etwas fehlt, kommen sie auf uns zu und wir schauen, dass es irgendwie besorgt
wird. Auch für die „Medikamentenversorgung“ der Kinder sind wir irgendwie
zuständig. Hat jemand eine Erkältung oder auch etwas mehr, kommt er zu uns und
wir durchsuchen unsere Medikamentensets nach dem Passenden.
Dadurch, dass immer alle zu jeder Zeit zu uns kommen können
und unser Haus dann auch zur Hälfte „Allgemeinbesitz“ ist, ist es für uns etwas
schwierig „freie, eigene“ Zeit einzuräumen. Das können wir dann wirklich nur an
unseren Wochenenden, die wir dann in Tanguiéta bei Jule (die jetzt in einem
neuen Haus wohnt, das nun zentral in Tanguiéta, aber auf dem gleichen Hof, wie
das neue Haus vom Direktor, steht) verbringen. Allerdings sind die Kinder jedes
Mal aufs Neue traurig, wenn wir nach Tanguiéta gehen und meinen, wir wären viel
zu oft dort…
Jedenfalls haben wir so, sowohl „Land-“, als auch
„Stadtleben“, was beides seine Vor- und Nachteile haben kann (aber irgendwie
ist ja schön, hier beides zu haben).
In Tanguiéta hat sich ebenfalls einiges geändert. Da die
Mitfreiwillige von Jule abgebrochen hat, haben wir einige Tage in Tanguiéta
länger verbracht (um uns auch zu verabschieden und so). Außerdem musste Jule ja
(wie schon gesagt) das Haus wechseln, was aber nun eindeutig vorteilhafter zum
Wohnen ist (v. a. wenn man allein ist).
Als wir nach den Tagen wieder nach Taiacou kamen, hatten
fast alle „Apollo“ (eine Augenkrankheit, bei der die Augen rot werden und
verkleben/vereitern). Da das SEHR ansteckend ist, sind auch wir nicht verschont
geblieben. Zum Glück hatten wir schon Augentropfen in der Apotheke gekauft
gehabt und konnten alle damit versorgen.
Außerdem hatte Katrin das Pech in ihrem Rucksack einen
Skorpion unwissend zu beherbergen und beim Hineinlangen wurde sie also schön in
die Hand gestochen. Tödlich sind hier die Skorpionstiche zwar nicht, dafür
sehr, sehr schmerzhaft (und kann auch bis zu zwei Tagen anhalten!). Nur durch kleine
„Stromstöße“ (Ursula hat so ein Gerät, das genau für solche Bisse, Stiche
eingesetzt wird zur Schmerzneutralisation), kann das sehr viel erträglicher
gemacht werden und die „Schmerzenszeit“ sehr verkürzt werden.
Zurzeit gibt es ebenfalls sehr viele (auch echt giftige)
Schlangen. Als unser Haus etwas ausgebessert wurde (damit es länger hält und
nicht weiter „verschimmelt“, die Fledermäuse sind trotzdem noch da), haben die
Handwerker anscheinend 5 Schlangen umgebracht, die hinterm Haus waren. Jule hat
bei ihrem Umzug ebenfalls eine im Haus gefunden, deren Spucke anscheinend sogar
sehr giftig sein soll (eine vorbei kommende Frau hat sie nach mehreren
Versuchen schließlich erlegt!).
Diesen Monat bekamen wir eine große Spende an Essen (wie
Gari, geriebener Maniok, Nudeln,…), sowie Seife u. ä. vom Familienministerium.
Um alles verstauen zu können, musste erst einmal der „Stauraum“ geleert werden,
wobei wir auch die noch gelagerten Schulsachen, sowie Schuhe nach noch
„Gebräuchlichkeit“ untersucht haben. Dabei konnten wir fast alles weg
schmeißen, da die Mäuse alles angefressen haben (auch alle Schuhe!).
Auch mit der Ernte haben wir schon langsam angefangen. Die
Bohnen, die oft unterm Mais angebaut werden, haben wir nun alle geerntet. Diese
sind dann schon „getrocknet“ und werden nach der Ernte weiter zu „vollständigen
Trocknung“ (und so Haltbarmachung) im Hof ausgelegt. Geerntet haben wir sowohl
vor unserem Haus, als auch auf dem Feld, das 1 Stunde Fußmarsch entfernt ist.
Demnächst fängt dann die Mais-, sowie Vandzu-, Erdnuss-, Hirse- und Reisernte
an, bevor wieder alles abgebrannt wird. Allerdings wird teilweise jetzt schon
abgebrannt, wobei der eine oder andere tatsächlich um sein Feld bangen muss, da
alles (auch auf den Feldern) nun sehr trocken ist. Das Ende der Regenzeit ist
also erreicht und bald fängt nun langsam die Zeit des „Harmatan“ (der starke
Wind) an. Nachts ist es dann immer angenehm (zum Schlafen) kalt.
Da ein paar Tafeln in „meiner alten Schule“ in Tanguiéta
schon recht angeschlagen waren (der Lack ist teilweise abgeblättert und es gibt
Löcher in der Tafel), hatte ich Tafellack (mit Streichutensilien) mitgenommen.
Die kamen dann anfangs des Schuljahres in Einsatz, als wir drei Freiwilligen
zusammen mit zwei Lehrern die Tafeln ausgebessert und gestrichen haben. Nun
kann wieder gut auf den Tafeln geschrieben werden!
Wie ihr seht, ist diesen Monat wirklich so einiges passiert
(was es auch nicht immer einfacher gemacht hat, sich hier, in Taiacou nun,
einzuleben, da wir doch öfters in Tanguiéta Zeit verbringen mussten, um alles
zu klären). Trotz allem ist es hier weiterhin sehr schön und man hat doch das
Gefühl, hier wirklich etwas Sinnvolles tun zu können.
Ich hoffe, dass es euch auch soweit gut (trotz der
vielleicht etwas kühleren Luft, als bei uns hier). Bis zum nächsten Mal,
macht’s gut!
Viele Grüße aus Taiacou!
Eure Laura
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