Sonntag, 21. Dezember 2014

Monatsbrief November



Monatsbrief November bis Mitte Dezember

An alle Interessierten!

Endlich komme ich Mal wieder dazu einen Monatsbrief zu schreiben. Man ist hier irgendwie ständig beschäftigt, bzw. wenn nicht, einfach nur müde. Da nun ja doch schon wieder einige Zeit (leider viel zu schnell) vergangen ist, ist natürlich auch einiges, hier in Taiacou (und Umgebung) passiert. Anfang des Monats November hatte erst einmal Jule Geburtstag den wir auch schön (mit Kuchen, Kindergeburtstagsspielen, Luftballons und Pfannkuchen) in Jules neuem Haus, gefeiert haben (was sehr lustig war).
Im Waisenhaus haben wir nun „Lernhefte“ eingeführt, in die wir immer neue Aufgaben schreiben, die dann auch unter der Zeit gemacht werden können. Alle sind dabei immer sehr fleißig und wollen immer noch mehr Aufgaben. Letztlich kamen die „devoirs“ (Klassenarbeiten) doch recht schnell und einige hatten doch noch Probleme in manchen Fächern (oft in Mathe und Englisch). So kam es dann, dass wir manchmal noch bis spät abends mit einigen Kids gelernt haben. Mal schauen, wie die devoirs ausfielen…
Ansonsten fing im November die richtige Erntezeit an. Erst die „vandzu“-Ernte (so etwas wie Bohnen) mit der Bohnenernte (da werden die getrockneten Bohnen geerntet) und schließlich auch die Maisernte. Da wir drei Maisfelder haben, dauert das doch seine Zeit, v.a. wenn man eben nur samstags ernten kann, weil unter der Zeit ja alle Kids in der Schule sind. Bei der Maisernte wird jeder einzelne Maiskolben abgepflückt und gleichzeitig die „Haut“ abgemacht. Später müssen dann noch alle Körner vom Maiskolben gelöst werden… da steckt also einige Arbeit dahinter, bis man mit den Maiskörnern dann zur Mühle gehen kann, um sich sein Maismehl mahlen zu lassen.
Leider gab es wieder erneute Probleme in der „Waisenhausführung“. Anscheinend wurde der Köchin verboten weiterhin fürs Waisenhaus zu kochen, ob es ihr wirklich verboten ist nicht sicher, jedenfalls kam sie nicht mehr. Also sind Katrin und ich zu ihr (zusammen mit Théophile, der älteste Junge im Waisenhaus, zur Übersetzung, da die Köchin nur Naténi spricht) und haben sie gebeten doch weiterhin fürs Waisenhaus zu kochen, womit sie dann auch einverstanden war. Auch anderen Personen (wie zum Beispiel dem Pastor) soll anscheinend ebenfalls verboten worden sein ins Waisenhaus zu kommen. Schließlich gab es also eine große Versammlung mit dem Comité und den betreffenden Personen, sowie dem CA (chef d’appartement, so was wie der Bürgermeister von Taiacou) und Ursula (unsere Mentorin) und uns. Dort wurden dann alle Probleme offen angesprochen (dabei kamen sehr viele Probleme „zu Tage“), wirklich geklärt aber noch nicht so ganz. Jedenfalls fühlen sich nun zwei Personen des Comités noch etwas mehr verantwortlich und helfen mit, alle Anschaffungen (v.a. jetzt für Weihnachten und zusätzliche Einkäufe wie Mais, Reis und Bohnen, da gerade der Preis niedrig ist) zu erledigen. Als Weihnachtsgeschenk bekommt jedes Kind etwas Neues zum Anziehen genäht. Den Stoff dafür haben wir zusammen mit unserer Gastmutter Pauline in Tanguiéta besorgt. Da kam dann doch einiges zusammen, für letztlich etwa 120m Stoff haben wir 120.000 F bezahlt (etwa knapp 200€). Für das Fest am 25.12. werden wir noch Reis kaufen und wahrscheinlich ein Schwein… Anfang Dezember haben wir auch einen Adventskalender für die Kids gebastelt. Jeder durfte einen Tag ziehen und dann an diesem sein Geschenk (etwas Süßes, sowie Stift und Erdnüsse) abholen. Zusätzlich wollen wir jedem Kind „sein“ Foto zu Weihnachten schenken, sowie einen Fußball. So laufen also die letzten Vorbereitungen für Weihnachten.
Im November fing nun auch der Chor von der Kirche in Taiacou, an. Wir sind zwar nicht viele (etwa 9), trotzdem macht es echt Spaß, v.a. wenn wir Lieder auf Naténi singen und dann zur Trommel tanzen dürfen (gar nicht so einfach, da in Taiacou auch anders, viel schneller, als in Tanguiéta, getanzt wird). Auch für den Chor wird es zu Weihnachten eine „Choruniform“ geben.
Da nun seit Ende November die „Harmatanzeit“ (stürmische Zeit) angefangen hat, sind fast alle erkältet (Husten, Schnupfen und Halsweh). Die Sonne ist ab und zu von dem aufgewirbelten Staub ganz verdeckt und auch so ist die Luft ganz „staubig“ (v.a. wenn man beim Laufen oder Radfahren von einem Moto oder Auto überholt wird, wirbelt der ganze Staub und Sand hoch und man sieht nichts mehr). Auch ich habe etwas Halsweh abbekommen, solange es aber nur das ist, ist es nicht weiter schlimm. Im November wurde nämlich die Nachricht verbreitet, dass im Tanguiéta Krankenhaus einige Personen mit „Lassa-Fieber“ eingeliefert wurden und ein Arzt, sowie 3 Personen seien daran schon gestorben! Das Lassa- Fieber sei auch die „Cousine“ von Ebola, es gibt aber Medikamente dagegen. Jedenfalls wurden in Cobly (Stadt hinter Taiacou) zwei collèges zur Vorsorge geschlossen. Mittlerweile hört man aber nichts mehr von neuen Fällen und auch sonst nichts…
Zurzeit ist wieder alles kahl und braun, bzw. abgebrannt (einmal durften wir auf dem Weg nach Tanguiéta mitten durch einen „Feuerweg“ fahren, da rechts und links vom Weg abgebrannt wurde, nicht sehr angenehm, v. a. wenn das Feuer sehr hoch ist!) und die Papayazeit hat nun langsam begonnen (lecker!).
Mitte Dezember habe ich nun auch eine Austauschwoche mit Jule gemacht. Sie ist für mich mit Katrin nach Taiacou und ich bin in Tanguiéta geblieben. Diese Woche habe ich also mal wieder in der Schule verbracht und so bei den évaluationen (Klassenarbeiten) helfen dürfen. Da ein Lehrer öfters weg musste, durfte ich mit seiner Klasse (die CP) erst Wiederholung machen und dann auch bei der mündlichen Abfrage einen Teil übernehmen. Allerdings ist das weiterhin nicht sehr einfach die ganzen Kids alleine unter Kontrolle zu halten (wenn sie malen dürfen, geht es ganz gut), v.a. da dieses Jahr die Klassen noch größer sind als letztes (sogar die schon aufgeteilten Klassen, sind wieder echt groß!). In fast allen Klassen sind es über 70 Kinder. Deshalb werden zurzeit schon vier neue Klassenzimmer gebaut (sodass auch die Klassen CE1 bis CM2 aufgeteilt werden können). Eigentlich sollen sie bis Januar fertig sein, was ich aber bezweifele! Am 19.12. war dann der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien und alle Kinder haben 5 Bonbons bekommen!
Da nun endlich der Plan, eine neue Kirche auf dem Gelände zu bauen, umgesetzt wird, sieht alles nun sehr wüst aus, da alle Bäume (außer die Mangobäume) dafür gefällt werden mussten. So wird das ganze Gelände langsam etwas voll…
Da Jule ja auch Matheunterricht mit den Mädchen aus dem Atelier macht, habe ich auch diesen übernommen und so immer von 12 Uhr bis 13 Uhr „unterrichtet“. Jule hat die verschiedenen Gruppen, je nach Können aufgeteilt. Da manche bis zu einer bestimmten Stufe in der Schule waren, können diese z.B. schon auch mit größeren Zahlen plus, minus, sowie manchmal auch gemalt und geteilt rechnen. Andere wiederum waren nicht einen Tag in der Schule und da muss man erst einmal mit dem Zahlenschreiben anfangen. Mit manchen hat Jule auch schon das Lesen und Buchstaben schreiben angefangen. Die Mädchen sind jedenfalls (zumindest fast alle) sehr motiviert dabei!
Ansonsten kann ich nur sagen, dass hier zwar nicht wirklich „Weihnachtsstimmung“ (zumindest nicht unserem Sinn, dazu ist es viel zu warm und sandig) aufkommt, aber alle freuen sich auf die bevorstehenden Feste und es wird fleißig vorbereitet. So kommt dann zumindest eine „Feststimmung“ auf! Nächste Woche wollen wir auch noch Plätzchen für alle backen und dann steht ja auch schon Weihnachten vor der Tür!

Dann bleibt mir fürs Erste nur noch, euch allen frohe Weihnachten zu wünschen, sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr! Feiert schön und genießt die Festtage!

Viele liebe Grüße aus Taiacou,

eure Laura

Montag, 1. Dezember 2014

Monatsbrief Oktober



Monatsbrief Oktober

An alle Interessierte und Mitleser!

Schon wieder ist ein Monat vergangen und es hat sich seitdem einiges hier getan. Leider hab ich gleich anfangs des Monats Malaria bekommen, da ich dieses Mal aber gleich Medikamente dagegen genommen habe, waren es eigentlich „nur“ zwei Tage mit Fieber- und Gliederschmerzen im Bett.
Endlich hat nun die Schule am 16.10. angefangen, sodass langsam alles seinen „normalen Ablauf“ nimmt. Leider bekommen hier die Schüler (zumindest im CEG, also collège) nicht einfach ihren Stundenplan gesagt, sondern erfahren erst nach und nach, wann sie wie Unterricht haben (bzw. für manche Fächer gibt es bis jetzt immer noch keinen Lehrer). So ist es für uns auch etwas schwierig einen schönen „Arbeitsplan“ (wann wir also mit wem lernen) zu erstellen, da sich immer doch noch etwas ändert. Bis jetzt haben wir also einfach mit denen angefangen zu lernen, die schon Aufgaben hatten bzw. Schwierigkeiten mit etwas (v. a. Mathe) haben. Dabei merkt man erst, dass manche trotz einigen Jahren Schule immer noch nicht lesen oder die Zahlen bis 20 können! So haben wir dann also einiges zu tun.
Im Waisenhaus konnten wir zu Schulbeginn nun auch die ganzen Schulmaterialien (die alle z.B. vom Patenschaftengeld bezahlt werden) an alle Kinder verteilen. Da kam doch einiges an Heften, Schreibmaterialien u. ä. zusammen. Eine kleine Vorstellung von den Preisen hier (dabei gilt 1€ = 656 CFA, alle Preise sind nicht immer überall gleich):
- normale Hefte (Paket von 5 Heften): 900 CFA
- große Hefte (Paket von 5 Heften): 3000 CFA
- Stiftepackung: 3500 CFA
- Packung mit Zirkel, Lineal: 2200 CFA
- Kreidepackung: 1000 CFA
Zusätzlich hat jeder Schüler noch eine Kakischuluniform. Schulgeld muss dann v. a. für die Klassen gezahlt werden, in denen Prüfungen absolviert werden (also in CM2, die Grundschulabschlussklasse und 3ème), ca. je über 10 000CFA. Dazu kommen die ständig anfallenden Kopierkosten (1 Seite Kopie: 15 CFA), sowie auch Wassergeld für die Pumpe (1 Bidon mit 25l: 15 CFA) und andere Kosten. All das müssen wir im „Auge behalten“, da man sonst echt leicht den Überblick verlieren kann.
Mit dem Beginn unserer Arbeit sieht man erst, wie viele Schwierigkeiten auf einen zu kommen. Beispielsweise ist eigentlich ein Comité für das Waisenhaus bzw. die Entscheidungen, die im Waisenhaus getroffen werden müssen, zuständig, richtig handeln (d. h. die Sachen einkaufen und schauen ob etwas z. B. repariert werden muss) tut allerdings eher nur Einer. Das läuft aber auch nicht immer so, wie es sollte. Zusätzliche Schwierigkeiten sind, dass sich das Comité und die einzelne Person nicht sehr gut verstehen bzw. nicht wirklich zusammen arbeiten können. So sind wir sehr gespannt wie sich das alles noch so entwickelt, da das auf Dauer nicht so weiter laufen kann. Ja, all das macht unsere Arbeit nicht gerade einfacher. Wie schon gesagt, sind wir für die ganze Organisation im Waisenhaus mit verantwortlich, d. h. wenn den Kindern etwas fehlt, kommen sie auf uns zu und wir schauen, dass es irgendwie besorgt wird. Auch für die „Medikamentenversorgung“ der Kinder sind wir irgendwie zuständig. Hat jemand eine Erkältung oder auch etwas mehr, kommt er zu uns und wir durchsuchen unsere Medikamentensets nach dem Passenden.
Dadurch, dass immer alle zu jeder Zeit zu uns kommen können und unser Haus dann auch zur Hälfte „Allgemeinbesitz“ ist, ist es für uns etwas schwierig „freie, eigene“ Zeit einzuräumen. Das können wir dann wirklich nur an unseren Wochenenden, die wir dann in Tanguiéta bei Jule (die jetzt in einem neuen Haus wohnt, das nun zentral in Tanguiéta, aber auf dem gleichen Hof, wie das neue Haus vom Direktor, steht) verbringen. Allerdings sind die Kinder jedes Mal aufs Neue traurig, wenn wir nach Tanguiéta gehen und meinen, wir wären viel zu oft dort…
Jedenfalls haben wir so, sowohl „Land-“, als auch „Stadtleben“, was beides seine Vor- und Nachteile haben kann (aber irgendwie ist ja schön, hier beides zu haben).
In Tanguiéta hat sich ebenfalls einiges geändert. Da die Mitfreiwillige von Jule abgebrochen hat, haben wir einige Tage in Tanguiéta länger verbracht (um uns auch zu verabschieden und so). Außerdem musste Jule ja (wie schon gesagt) das Haus wechseln, was aber nun eindeutig vorteilhafter zum Wohnen ist (v. a. wenn man allein ist).
Als wir nach den Tagen wieder nach Taiacou kamen, hatten fast alle „Apollo“ (eine Augenkrankheit, bei der die Augen rot werden und verkleben/vereitern). Da das SEHR ansteckend ist, sind auch wir nicht verschont geblieben. Zum Glück hatten wir schon Augentropfen in der Apotheke gekauft gehabt und konnten alle damit versorgen.
Außerdem hatte Katrin das Pech in ihrem Rucksack einen Skorpion unwissend zu beherbergen und beim Hineinlangen wurde sie also schön in die Hand gestochen. Tödlich sind hier die Skorpionstiche zwar nicht, dafür sehr, sehr schmerzhaft (und kann auch bis zu zwei Tagen anhalten!). Nur durch kleine „Stromstöße“ (Ursula hat so ein Gerät, das genau für solche Bisse, Stiche eingesetzt wird zur Schmerzneutralisation), kann das sehr viel erträglicher gemacht werden und die „Schmerzenszeit“ sehr verkürzt werden.
Zurzeit gibt es ebenfalls sehr viele (auch echt giftige) Schlangen. Als unser Haus etwas ausgebessert wurde (damit es länger hält und nicht weiter „verschimmelt“, die Fledermäuse sind trotzdem noch da), haben die Handwerker anscheinend 5 Schlangen umgebracht, die hinterm Haus waren. Jule hat bei ihrem Umzug ebenfalls eine im Haus gefunden, deren Spucke anscheinend sogar sehr giftig sein soll (eine vorbei kommende Frau hat sie nach mehreren Versuchen schließlich erlegt!).
Diesen Monat bekamen wir eine große Spende an Essen (wie Gari, geriebener Maniok, Nudeln,…), sowie Seife u. ä. vom Familienministerium. Um alles verstauen zu können, musste erst einmal der „Stauraum“ geleert werden, wobei wir auch die noch gelagerten Schulsachen, sowie Schuhe nach noch „Gebräuchlichkeit“ untersucht haben. Dabei konnten wir fast alles weg schmeißen, da die Mäuse alles angefressen haben (auch alle Schuhe!).

Auch mit der Ernte haben wir schon langsam angefangen. Die Bohnen, die oft unterm Mais angebaut werden, haben wir nun alle geerntet. Diese sind dann schon „getrocknet“ und werden nach der Ernte weiter zu „vollständigen Trocknung“ (und so Haltbarmachung) im Hof ausgelegt. Geerntet haben wir sowohl vor unserem Haus, als auch auf dem Feld, das 1 Stunde Fußmarsch entfernt ist. Demnächst fängt dann die Mais-, sowie Vandzu-, Erdnuss-, Hirse- und Reisernte an, bevor wieder alles abgebrannt wird. Allerdings wird teilweise jetzt schon abgebrannt, wobei der eine oder andere tatsächlich um sein Feld bangen muss, da alles (auch auf den Feldern) nun sehr trocken ist. Das Ende der Regenzeit ist also erreicht und bald fängt nun langsam die Zeit des „Harmatan“ (der starke Wind) an. Nachts ist es dann immer angenehm (zum Schlafen) kalt.

Da ein paar Tafeln in „meiner alten Schule“ in Tanguiéta schon recht angeschlagen waren (der Lack ist teilweise abgeblättert und es gibt Löcher in der Tafel), hatte ich Tafellack (mit Streichutensilien) mitgenommen. Die kamen dann anfangs des Schuljahres in Einsatz, als wir drei Freiwilligen zusammen mit zwei Lehrern die Tafeln ausgebessert und gestrichen haben. Nun kann wieder gut auf den Tafeln geschrieben werden!
Wie ihr seht, ist diesen Monat wirklich so einiges passiert (was es auch nicht immer einfacher gemacht hat, sich hier, in Taiacou nun, einzuleben, da wir doch öfters in Tanguiéta Zeit verbringen mussten, um alles zu klären). Trotz allem ist es hier weiterhin sehr schön und man hat doch das Gefühl, hier wirklich etwas Sinnvolles tun zu können.
Ich hoffe, dass es euch auch soweit gut (trotz der vielleicht etwas kühleren Luft, als bei uns hier). Bis zum nächsten Mal, macht’s gut!

Viele Grüße aus Taiacou!

Eure Laura