Monatsbrief von Ende Dezember und Januar
Hallo ihr lieben alle!
Heute komme ich einmal wieder dazu ein bisschen über die
vergangenen Wochen zu berichten. Ich hoffe ihr hattet schöne Fest- und
Feiertage und seid gut ins neue Jahr 2015 gekommen! Wenn ich schon dabei,
erzähle ich gleich ein bisschen von unseren Festen hier. Über Weihnachten war
auch Jule bei uns, um die Tage nicht allein in Tanguiéta verbringen zu müssen.
Für Weihnachten wurde ja in der Kirche von jeder Person
einen kleinen Beitrag eingesammelt, sodass das Kirchenweihnachtsfest finanziert
werden kann. Das heißt an Heilig Abend wird während der „Veille“ das Festessen (hier ist das immer
Reis!) von den Frauen vorbereitet (also
über Nacht). Da die Kirche eine Woche zuvor endlich Strom bekommen hat (nun
gehört sie also zu den wenigen Häusern Taiacous, die Strom haben), wurde für
die Festtage extra ein Fernseher ausgeliehen, damit alle während der
„Nachtwache“ Unterhaltung haben (es lief dann irgendeine komische amerikanische
Serie). Von überall her kamen dann Leute (v.a. Kinder) und haben fasziniert
fern geschaut (ist hier ja nicht alltäglich). Am 25. war dann erst einmal Weihnachtsgottesdienst,
wobei unsere Kinder vom Waisenhaus einen Teil der Weihnachtsgeschichte auf
Naténi nachgespielt haben. Alles lief aber insgesamt etwas sehr spontan ab
(auch unser Chor, alle geübten Lieder wurden irgendwie nicht gesungen, sondern
andere und es gab dann noch eine „Tanz-Sing-Einlage“ mit Fernsehplayback
(natürlich Kirchengospellieder), wobei die zusammengestellte Gruppe auch sehr
spontan war. Danach gab es dann den Reis mit je einem Stück von dem Schwein,
das wir in der Woche zuvor auf dem Schweinemarkt in Tanguiéta gekauft hatten
(da war es allerdings noch lebendig und wurde dann auf dem Moto nach Taiacou gebracht)
und noch so „Sirop“ zum Trinken.
Nachmittags haben wir dann noch Besuch vom CI/A-Lehrer
bekommen, der seine ganze Familie mitgebracht hat. Später kamen auch die zwei
„Radreparateure“ aus Tanguiéta vorbei (als sie sagten sie kämen, hatte ich das
nicht so ernst genommen…). Zum Glück hatten wir noch viel Reis und unsere
selbstgebackenen Weihnachtskekse übrig, denn an Festtagen MUSS es für jeden
Besucher (egal ob gewollte oder ungewollte) etwas zum Essen da haben.
Abends gab es dann noch im Waisenhaus ein kleines
„Extrafest“ (mit Nudeln, die auch eher etwas Besonderes sind und ein Stück
Schwein, gibt ja das ganze Jahr über kein Fleisch!), mit Musik von meinem
kleinen Radio. Das war dann also unser Weihnachtsfest hier in Taiacou.
Silvester über sind wir dann nach Tanguiéta zu Jule
gefahren. Abends waren wir zum Essen eingeladen. Nebenher lief der Fernseher,
wo wir also die Neujahrsreden vom beninschen und natürlich togolesischen (die
Familie bei der wir waren kommt aus Togo) Präsidenten anhören durften, gleichzeitig
lief dazu Musik (ja hier wird gern alles am Besten gleichzeitig an geschalten).
Allerdings mussten wir erst einmal auf 1 Uhr warten, da in Togo ja die
Originalzeit ist (wenn auf der ganzen Welt die Uhren stehen bleiben, holt man
sich dort wieder die Zeit!) und die eben eine Stunde hinter Benin liegt. Es
wurde dann mit „Wein aus dem Tetrapack“ angestoßen und irgendwo haben sogar
welche „Böller“ losgelassen!
Die richtigen Festtage fingen dann aber erst am 1. Januar an
und gingen bis einschließlich 3. Januar.
Wir waren noch einmal wo anderes eingeladen (wobei es immer
Reis und Nudeln gab!) und generell sind alle zu allen möglichen Bekannten um
„Bonne Année“ zu wünschen. Dabei hat
man immer Essen hingestellt bekommen und
auch wir haben Essen von unseren Nachbarn (der Direktor- und CM1-Lehrer-
Familie) vorbei gebracht bekommen. Das war ganz gut, da auch wir Besuch bekamen
und so auch etwas anbieten konnten…Generell ist das hier Anfang Januar echt
schön, da sich jeder auf der Straße (egal ob bekannt oder unbekannt) freudig
„Bonne Année“ zu ruft. So gingen also auch die vielen Festtage schön zu Ende. Wobei sie dieses Jahr von
einem echt starken Harmatanwind begleitet waren (so stark, dass man manchmal
nicht einmal zu zweit die Tür wieder zu bekommen hat und man selber auch
Schwierigkeiten hatte, gegen den Wind anzukämpfen) und es so v. a. nachts echt
kalt war!
Die Weihnachtsferien gingen dann noch bis zum 4. und am 5.
fing dann die Schule wieder an. Während den Ferien waren fast alle Kinder bei
ihren Verwandten zu Besuch. Katrin und ich sind einmal mit zwei Kids zu den
Bergen gelaufen und haben allerlei Früchte von verschiedensten Büschen
gesammelt (irgendwie kann man hier fast alles essen). Wir wurden von unseren
drei Hunden begleitet (Mama-, Papa-, Kindhund), wobei uns Mamahund einen schon
etwas größeren Vogel erjagt hat (eins der Kinder hat ihn gleich gerupft und
abends wurde der Vogel wahrscheinlich gegessen). Einmal haben wir auch noch
Besuch von den Freiwilligen aus dem Süden bekommen. Erst haben wir ihnen noch
Tanguiéta gezeigt und am nächsten Tag auch Taiacou, wobei sie nicht so viel
Zeit hatten und es so eher ein kürzerer Besuch war. Ansonsten haben wir während
den Ferien nicht mehr viel gemacht.
Mit Schulbeginn fingen auch wieder unsere „Etudesstunden“
mit den Kindern im Waisenhaus an. Zusätzlich durften dann wieder alle möglichen
Einkäufe organisieren, da langsam alle Vorräte zu Ende gingen und generell der
Reis und Mais zurzeit noch billiger ist. Also durften schauen wie viel wir noch
an Mais zusätzlich zu unseren 12 Säcken (die wir geerntet hatten) brauchen,
damit es das ganze Jahr reicht, das Gleiche für den Reis. Das ist alles gar
nicht so einfach zu organisieren (v.a. auch mit dem Transport), wobei uns ja
wenigstens der „Vieux“ (Vater von dem Waisenhausgründer) und der
„Vizepräsident“ vom Waisenhaus geholfen haben.
Am 10. Januar war dann auch schon wieder das nächste Fest,
das „Voodoofest“ bzw. wird es hier das „Fest der Schlangen“ genannt (das wird hier
in Taiacou mehr gefeiert als in Tanguiéta, da es hier noch viel mehr den
Glauben an „Fetische“, eine Art Vermittler zwischen den Geistern oder Ahnen mit
den „Lebenden“, gibt. Diese „Fetische“ können z.B. in Bäumen sein, wie
beispielsweise es einen keine 200m von unserem Haus entfernt, gibt.).
Jedenfalls kamen viele Leute von überall her. Morgens haben die
„Natemba-Frauen“ auf dem Markt getanzt (wir waren leider nicht da, da es so
stürmisch war) und nachmittags sind viele auf den Markt (da auch Markttag war)
bzw. wurde vor dem Markt in Massen Tchouk (dieses traditionelle Hirsebier) verkauft.
Natürlich lief auch Musik dazu und außerdem fand noch auf dem Collègesportplatz
ein Fußballspiel zwischen Tanguiéta und Taiacou statt (was wir uns mit ein paar
Kids auch angeschaut haben).
Leider hat Jule am gleichen Wochenende Fieber bekommen,
sodass wir schon etwas früher zu ihr nach Tanguiéta sind. Da es am Montag immer
noch da war (trotz Malariamedikamenten) sind wir ins Militärkrankenhaus
gegangen (was nicht weit weg ist, man gleich dran kommt, die vom Militär dort
arbeiten ganz kompetent und sehr nett sind). Es wurde noch einmal ein Malaria-,
sowie Typhustest gemacht, wobei beides negativ war und Medikamente
verschrieben. Wir sind auch wieder heim. Als wir am nächsten Tag wieder nach
Taiacou wollten, fing das Fieber wieder an. Also sind wir wieder ins
Krankenhaus und Jule hat gleich mehrere Infusionen bekommen. Dieses Mal mussten
wir auch über Nacht beleiben und da es hier ja kein Essen in den Krankenhäusern
gibt, sind Katrin und ich abwechselnd wieder zum Haus, um zu kochen oder Sachen
zu holen. Am nächsten Tag wurde Jule wieder entlassen, die Woche über war sie
allerdings noch schlapp und wir sind also die Woche da geblieben.
Als wir dann endlich wieder nach Taiacou sind, waren die
Kids schon am Vorbereiten der „devoirs“ (danach werden dann die
Halbjahreszeugnisse gemacht, zählen also schon viel). Diese fingen in der Woche
darauf an. Mittlerweile gibt es nun in der Grundschule Lehrer für fast alle
Klassen (Eltern hatten sich zusammengesetzt und beschlossen selbst nach Lehrern
zu schauen, wobei dann jedes Kind 500F zahlen muss, um den Gehalt für die
Lehrer bezahlen zu können, da der Staat von sich aus dieses Jahr keine Lehrer
mehr bereit stellt). So können nun wieder die Kids der CE1 in die Schule (ihr
Lehrer wurde einfach als Direktor an eine andere Schule gesetzt) und auch unser
„Gastbruder“ kann jetzt endlich in die Schule und mit der CI anfangen!
Soweit läuft hier also alles wieder etwas geordneter (außer
eben, dass wir eigentlich auf uns allein gestellt sind und eigentlich alles
organisieren bzw. organisieren sollen). Die Ignames-Ernte ist nun auch schon
vorbei, wobei wir leider nicht dabei waren (das war in der Woche, als wir
„Krankenwache“ gehalten haben). Allerdings fiel die Ernte auch nicht sehr groß
aus.
Überall werden jetzt aber Massen an Ignames (teilweise über
50cm groß) und Papayas angeboten (und zwar für echt gute Preise). Langsam lässt
auch der Wind nach (wobei es in Tanguiéta fast keinen mehr gibt, in Taiacou
aber doch noch ganz schön windig ist) und es wird wärmer.
Mittlerweile sind unsere Mitbewohner, die Fledermäuse,
ausgezogen, was ebenfalls ganz angenehm ist.
Sobald ich montags in Tanguiéta bin und in der Schule vorbei
schau, haben die Lehrer auch immer irgendetwas für mich zu tun (z.B. Hefte
korrigieren und eigentlich habe ich fast alle Zeugnisse der Schule
geschrieben…)….Außerdem ist nun unsere Mentorin (Ursula) auch wieder aus
Deutschland zurück, was auch sehr schön ist.
Wie ihr seht, geht es mir hier in Taiacou echt gut (auch
wenn man manchmal etwas Schwierigkeiten hat, sich für die „Etudesstunden“
aufzuraffen). Leider vergeht die Zeit hier viel, viel zu schnell (nächsten
Monat ist schon das Zwischenseminar)…
Ich hoffe, dass es euch auch soweit gut geht und es nicht zu
kalt ist J
Bis zum nächsten Monatsbrief (wann auch immer der kommt), macht’s
gut!
Viele liebe Grüße aus Taiacou,
eure Laura