Monatsbrief September
An euch lieben Alle zuhause und alle
Interessierte!
Seit Anfang September bin ich nun
endlich wieder in Bénin. Am Flughafen, nach einem langen Flug über
Istanbul, wurden wir (d.h. 12 Freiwillige, von denen 6 in den Norden
gehen) vom Pastor aus Porto Novo, abgeholt. Die ersten Tage hieß es
dann das Visum in Cotonou zu verlängern, was durch die guten
Kontakte des Pastors sehr schnell bzw. überhaupt erst ging. So
konnten wir (die in den Norden durften) schon Ende der Woche die
12-stündige Busfahrt durch ganz Bénin (sogar ohne Zwischenfälle)
antreten. Endlich konnte ich also meine „alte Heimat“ und die
„dort Zurückgelassenen“ wieder sehen. Ich habe mich einfach nur
unbeschreiblich riesig gefreut Tanguiéta (und alle dazu gehörigen)
wieder anzutreffen (die Freude war aber auf beiden Seiten ;-)).
Am gleichen Abend noch wurden meine
neue Mitfreiwillige Katrin und ich zu unserer neuen Heimat „Taiacou“
(10km von Tanguiéta entferntes Dorf) gebracht (sogar mit einem
kleinem, gemieteten Bus). So, und da wohnen wir jetzt! In einem
kleinen, gemütlichen Haus für uns, das neben dem unserer
Gastfamilie steht, nicht weit weg von der Dorfmitte (dem Markt u.
Schulen), umgeben von einem großen Maisfeld (das Klohäuschen steht
mitten im Feld). Mit Blick auf die Berge (das Atacoragebirge) und
mehrere Baobabbäume rings umher und ab und zu Häuser, die frei
zwischen den Feldern stehen und über Pfade zu erreichen sind. Man
merkt dann doch noch einmal den Unterschied zwischen Tanguiéta (also
Kleinstadt) und Taiacou (größeres Dorf), schon allein durch die oft
noch traditionell gebauten Hütten (aus roter Lehmerde und rund!).
Landschaftlich ist es hier auch noch schöner als in Tanguiéta.
Überall sind Felder (wie Mais, Baumwolle, Hirse, Bohnen, Soja,
Erdnüsse, Vandzu, Ignames, Süßkartoffeln) und es gibt viele
Palmen, sowie ein „barage“ (eine Art See).
Unsere Gastfamilie besteht aus der Frau
des eigentlichen Waisenhausleiters, Pauline und ihren 3 Kindern im
Alter von 1 Jahr, 2 Jahre und 5 Jahre. Ihr Mann Ignace ist schon seit
September 2013 sehr schwer erkrankt ist seitdem halbseitig gelähmt.
Mittlerweile ist sein Bruder Ephraim eigentlich Verantwortlicher des
Waisenhauses (wobei er nicht von allen anerkannt wird, was die
Situation nicht vereinfacht).
Gekocht wird für uns hier immer,
sodass wir schön die afrikanische Küche „erleben“.
Im Waisenhaus, das ca. 5min Fußweg von
uns entfernt liegt, leben während der Schulzeit etwa 37 Kinder im
Alter zwischen 6 Jahre bis ca. 20 Jahre. Über Patenschaften wird
ihnen sowohl eine Schulausbildung, als auch die Grundversorgung
(Essen, Kleidung, Dach überm Kopf) sichergestellt. Oft sind zwar
noch Verwandte da, diese können aber meist gerade so ihre eigenen
Kinder versorgen oder zur Schule schicken.
Wir als Freiwillige sind nun (aufgrund
der Krankheit von Ignace) für die „Verwaltung“ des Waisenhauses
mitverantwortlich. Zusätzlich helfen wir den Kindern mit der Schule
(letztes Jahr z.B. haben fast alle Kinder, durch die zusätzlichen
Übungen, die jeweilige Klasse bestanden, was hier nicht
selbstverständlich ist!) bzw. spielen mit ihnen und helfen auch bei
den Feldarbeiten mit (das Waisenhaus besitzt etwa 5 Felder).
Da die Schule dieses Jahr erst am
16.10. anfängt, waren bisher nur ein paar Kinder da. Diese waren
aber fast andauernd bei uns, was schön, aber auch ganz schön
anstrengend ist. So haben wir auch noch nicht unsere „eigentlichen“
Aufgaben anfangen können, dafür aber schon vieles in Taiacou
entdecken können. Wir sind schon im „Barage“ (Art See mit
Abfluss) schwimmen gewesen, haben schon öfters Wasser geholt (unser
Wasser holen wir oder die Kinder von einer Pumpe, ca. 5min Fußweg,
mit einem 25l-Kanister, der natürlich auf dem Kopf getragen wird),
sowie den Markt von Taiacou und Cobly (eine kleine Stadt, die ca.
25km von uns entfernt ist) entdeckt. Dort haben wir schon einmal
zusammen mit Ephraim Schulhefte gekauft, die dort günstiger sind.
Der Rückweg war etwas spannend, da wir zu dritt auf dem Moto waren
und alle Einkäufe dabei hatten. Außerdem haben wir auch schon beim
Düngen auf dem Maisfeld mitgeholfen (einer läuft mit Stock voraus,
um die Löcher neben die Maispflanzen zu machen, die anderen mit dem
Dünger hinterher, von dem je eine handvoll in das Loch getan wird,
welches man gleichzeitig mit dem Fuß wieder verschließt).
Ansonsten haben wir ja auch eine Woche
in Tanguiéta beim Einführungsseminar verbracht. Dazu waren wir 6
Freiwillige aus dem Norden in der Schule in Tanguiéta. Da das
Programm dieses Jahr fast nur von „Afrikanern“ (unserem Pastor,
Direktor von Natitingou) geleitet wurde, war es etwas lockerer
gestaltet. So haben wir u.a. einen Ausflug nach Tanoungou zu den
Wasserfällen (die jetzt viermal so groß sind, wie bei meinem
letzten Besuch) gemacht und hatten sogar eine Audienz beim König der
Natemba in Taiacou. Alle wurden auch gleich schön in die
afrikanische Küche eingeführt…
Nach der Woche haben wir (Katrin und
ich) uns gleich aufgemacht und uns zwei Räder zugelegt, sodass wir
auch ohne Moto mobil sind und z.B. nach Tanguiéta können. Zum Glück
hatten wir dazu ein paar Bekannte mitgenommen, da hier der Radkauf
etwas anders abläuft („Ich hätte gerne diesen Radsattel mit dem
von dem einen Rad ausgetauscht und der Gepäckträger noch mit dem
von dem anderen Rad gewechselt.“).
Letztlich sind wir nun halbwegs in
Taiacou angekommen und leben zurzeit noch mit einigen sehr
umtriebigen Fledermäusen unter einem Dach.
Die Regenzeit geht schon langsam ihrem
Ende zu (was eigentlich sehr schlecht ist, da sie dieses Jahr erst
Mitte August anfing und so alle um ihre Felder bangen).
Sobald dann auch die Ferien zu Ende
sind, wird sich hier nochmal einiges ändern (alle Kinder werden
wieder da sein und unsere „Lernzeit“ mit ihnen beginnen).
Bis dahin versuchen wir schon etwas
Naténi (die Sprache Taiacous) zu lernen.
Viele Grüße an euch alle aus Taiacou,
schickt euch Laura