Freitag, 22. August 2014

Rückblick auf Juli und Ankunft in Deutschland

Da ich nun doch schon wieder seit 4. August in Deutschland bin, möchte ich noch einen kurzen Rückblick über meine "letzten" Wochen in Tanguiéta geben.
Da ich ja Ferien hatte, haben Jule und ich ein 1-wöchiges Praktikum in einem Weberatelier (das leitet die Frau des Direktors aus Natitingou) in Natitingou gemacht, um einfach einen Einblick zu bekommen. Wir bekamen sogar jeden einzelnen Schritt, der für die Fertigstellung eines Pagnes (Stoff) notwendig ist, gezeigt und durften es gleich selbst versuchen (natürlich an einem Webstuhl)! So haben wir bis Ende der Woche unseren eigenen Pagne fertig gewebt (etwa 7m Stoff), der jetzt zum Verkauf ausliegt!



Zusätzlich habe ich auch ein paar Mal auf Feldern (von einem Lehrer und vom Waisenhaus) mitarbeiten dürfen, was hier etwas anders ist, da alles von Hand gemacht wird. So haben wir erst die Felder vorbereiten müssen (mit der "coup-coup", eine Art Buschmesser, Büsche "abcoupen"), dann wurde umgepflügt (mit der "houe", eine Schaufel mit 40°-Winkel-Stiel) und schließlich konnte gesät werden (einer läuft voraus um die Löcher zu machen, die anderen mit den Maiskörnern hinterher). Allerdings war es dieses Jahr sehr problematisch mit der Feldbearbeitung, da die längst fällige Regensaison einfach nicht kommen wollte und so der Boden zu hart war! Letztlich konnte man nach kleineren Regen doch anfangen, allerdings mit deutiger Verspätung von etwa 1 Monat!






Zusätzlich durfte ich noch eine Woche nach Taiacou zu den beiden Freiwilligen, um auch einen Einblick ins Waisenhaus zu bekommen (dort werde ich ja dann nächstes Jahr, also ab September, sein). Auch das war sehr schön und die Kinder wollten mich schon gar nicht mehr gehen lassen. In den Ferien sind aber einiges weniger Kinder da, da viele zu Verwandten gehen.




Ansonsten durften wir noch bei der "Tschouk"-Herstellung mithelfen (das ist das traditionelle Hirsebier) und dann alle möglichen Mitbringsel zusammen tragen und in den Koffern verstauen. Natürlich mussten wir uns auch von allen verabschieden, wobei der Abschied nicht so schlimm ausfiel, da wir ja im September wieder kommen (zum Glück!)!




Wieder daheim musste ich erst einmal einen kleinen Kulturschock verkraften und mich dann wieder an alles hier (die vielen Autos, Straßen, die riesige Auswahl an Lebensmitteln und allem) gewöhnen. Aber schon bald geht es ja wieder zurück und bis dahin darf ich noch meine lieben Freunde, Familie und Bekannte sehen.

So ging das erste Jahr einfach rasend schnell vorbei und ich freu mich schon sehr auf das zweite! Ich werde weiterhin versuchen hier meine Erlebnisse aufzuschreiben!

Viele liebe Grüße (nun aus Deutschland),

Laura

Mittwoch, 6. August 2014

Monatsbrief Juni



Monatsbrief Juni

An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!

Nun ist es ja wirklich nicht mehr lange bis zu meinem Heimaturlaub, aber davor werde ich euch noch ein bisschen von meinen „letzten“ Wochen hier berichten. Anfang des Monats fand die große Taufe (von  ca.40 Leuten) im Fluss von Biacou (Dorf hinter Tanguiéta) statt. Jule und ich sind mit dem Rad hin gefahren und als wir ankamen, stand auch schon eine größere Gruppe an dem einen Ufer (am anderen wurde gewaschen) und haben gesungen. Dann wurde ein „Täufling“ nach dem anderen ins Wasser (dort waren schon Pastor und ein anderer) gerufen. Jeder wurde einmal rückwärts ins Wasser „getunkt“ und durfte (pitschenass) wieder raus(da viele ja nicht schwimmen können und noch nie groß im Wasser waren, hatten einige schon etwas Angst davor). Für jeden wurde immer gesungen und nachdem alles vorbei war (mit Fotos), gings mit allen in unsere Schule, wo es dann Reis für alle gab. In dem Fluss, in dem getauft wurde, gibt es anscheinend weiter flussabwärts Kaimane (die hatten aber keine Lust zu der Taufe zu kommen …).
Ein paar Tage nach der Taufe war nachts ein so starkes Unwetter (mit starkem Sturm), dass bei einigen Häusern (auch ein Haus direkt neben der Schule war betroffen) das komplette Dach abgedeckt bzw. davon geflogen ist. Der ganze Schaden (der durch den Regen dann im Haus angerichtet wurde) musste also behoben werden und ein neues Dach her. Solange mussten die Bewohner wo anderes unterkommen. Bei wem das Wellblechdach also schon etwas älter ist (was häufiger der Fall ist) muss aufpassen, dass ihm das Dach beim nächsten Sturm nicht auch einfach davon fliegt…
In der Schule ging es jetzt im Juni alles zu Ende. Das collège hatte schon vor der Grundschule Ferien (die Privatschulen haben außerdem immer vor den öffentlichen Schulen Ferien und können auch selber entscheiden wann). So hatte ich meinen letzten Deutschunterricht Mitte Juni und habe noch ein paar Spiele (mit deutschen Wörtern o.ä.) mit den Schülern gemacht. Einige waren sogar ganz fleißig dabei neue Wörter heraus zu suchen. In der Grundschule waren die Lehrer diesen Monat etwas aufgebracht, da sie ihr Gehalt für Mai immer noch nicht bekommen hatten und so ihr Geld langsam knapp wurde. So haben sie beschlossen, solange zu streiken, bis ihr Geld kommt. Nach zwei Tagen Streik war es dann da und der Unterricht ging wieder weiter. Alles lief auf die letzte Evaluation zu, die auch nochmal mehr zählt als die anderen und so, wichtig für die Versetzung ist. Am 16. Juni fanden diese statt und dauerten drei Tage. Danach gab es keinen Unterricht mehr (die Schüler mussten trotzdem noch eine Woche immer kommen und haben sich mehr oder weniger selber beschäftigt), da alle Lehrer in ihrem Klassenzimmer (oder davor) alles korrigieren mussten. Auch ich dufte dabei helfen zu korrigieren (was manchmal nicht ganz einfach ist, vor allem wenn manche Schüler kaum schreiben können). Nach den Korrekturen ging es weiter mit Durchschnitten ausrechnen, in die Zeugnisse eintragen und den Gesamtschnitt (und somit die Versetzung) zu berechnen. Dabei durfte ich ebenfalls helfen, da das eine ganz schöne Arbeit  (vor allem wenn es viele Schüler in der Klasse gibt) ist und alle innerhalb einer Woche fertig werden mussten. Am 27. Juni war es dann soweit und die Schüler bekamen ihr Zeugnis (allerdings nur die, die alles Schulgeld bezahlt hatten). Davor bin ich noch mit einem Lehrer Hefte und Stifte kaufen gegangen, die dann am die fünf Besten pro Klasse verteilt wurden. Die zwei Besten bekamen je auch noch ein Mathe- und Französischbuch für das nächste Schuljahr! Für diese „Preisverleihung“ sind alle Schüler in der Kirche versammelt worden, es gab eine knappe Ansprache vom Direktor und Pastor und dann wurden die Preise verteilt. Danach sind wieder alle zurück in die Klassenzimmer (ich habe an alle Schüler und Lehrer Bonbons verteilt) und da die Zeit zu knapp war, wurden die Zeugnisse (und Hefte und alles) erst abends verteilt. Schließlich wurden alle Schüler in die Ferien entlassen. Am Montag danach mussten die Lehrer nochmal zum Klassenzimmeraufräumen kommen (dabei wurden einige Mäuse erschlagen).
Außerdem fand noch eine kleine „Lehrerabschlussfeier“ in einer „buvette“ statt. Dazu hatten alle jeden Monat einen bestimmten Beitrag in die „Kasse“ eingezahlt. So gab es für jeden ein ganzes Huhn (die wurden morgens extra in Taiacou gekauft und dann „vorbereitet“ und gekocht), Akassa (eine Art gesäuerter „Maismehlpudding“), Soße und Getränke. Leider hat alles in einer rießen Diskussion geendet, da die „Spielregeln“ für das Fest nicht richtig festgelegt waren und so mancher genau seinen eingezahlten Betrag haben wollte…
So ging also die ganze Schulzeit zu Ende und die Ferien begannen. Im Rückblick kann ich nur sagen, dass es eine ganz besondere und schöne (mit vielleicht ein paar unschönen Dingen dabei) Zeit war, die ich nicht missen möchte!
Noch während den letzten zwei Schulwochen begann ja die Fußball-WM. Dass man auch hier doch einiges mitbekommt, hätte ich erst gar nicht erwartet… Manch einer hat aber tatsächlich jedes (aber wirklich jedes) Spiel angeschaut (zumindest wenn kein Stromausfall war), da doch einige einen Fernseher besitzen und wenn sie nicht gerade daheim waren, können manche auch über das Handy fernsehen. Wir haben mehrere Spiele (v.a. die Deutschlandspiele) bei einem Lehrerfreund von „unseren“ Lehrern angeschaut, was immer ganz witzig war. Auf engstem Raum saßen meistens um die zehn Personen vor dem Fernseher (entweder auf den vier Stühlen oder eben Hocker, Tisch, Kanister, Boden). Wenn eine afrikanische Mannschaft gespielt hat, waren natürlich alle für diese. Ansonsten auch für Mannschaften, in denen , mehrere „Afrikaner“ mitgespielt haben oder auch für Deutschland. So haben auch wir hier die WM fleißig mitverfolgt (wobei es schon Mal vorkam, dass trotz vollem Mitfiebern am Ende des Spiels niemand wusste, wer eigentlich gespielt hat…).
Ansonsten haben wir diesen Monat einmal „Spätzle“ beim Pastor gekocht (überm Feuer). Das war allerdings nicht so ganz einfach, da wir für den ganzen Haushalt (und auch noch unter anderen „Bedingungen“) kochen sollten und uns in der Menge ein wenig verschätzt hatten. So waren am Ende doch noch einige hungrig. Trotzdem hat es Spaß gemacht, einmal Spätzle auf „afrikanische Kochweise“ zu machen.
Jetzt sind bei mir endlich auch alle Wunden verheilt (und auch noch keine neuen dazu gekommen), was wirklich Zeit war.
Außerdem durfte ich an Jule meine „Frisörkenntnisse“ anwenden, da sie gern ihre Haare wieder geschnitten haben wollte und unsere Mentorin (die sonst geschnitten hat) ja gerade nicht da ist. Letztlich sah es auch gar nicht so schlecht aus…
Sonst ist diesen Monat nicht mehr viel passiert. Der wirkliche Regen lässt noch etwas auf sich warten (was sehr ungewöhnlich ist), weshalb alle um ihre Felder bangen!
Bald ist es dann auch so weit und ich werde für ein paar Wochen nach Deutschland fliegen. Bis dahin genieße ich noch die letzten (Ferien-) Wochen.
Ich hoffe, euch geht es auch allen soweit gut! Bis wir uns dann sehen (die ich zumindest sehen werde), wünsche ich euch noch eine gute Zeit!

Viele liebe Grüße aus Tanguiéta,

Laura