Monatsbrief Juni
An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!
Nun ist es ja wirklich nicht mehr lange bis zu meinem
Heimaturlaub, aber davor werde ich euch noch ein bisschen von meinen „letzten“
Wochen hier berichten. Anfang des Monats fand die große Taufe (von ca.40 Leuten) im Fluss von Biacou (Dorf hinter
Tanguiéta) statt. Jule und ich sind mit dem Rad hin gefahren und als wir
ankamen, stand auch schon eine größere Gruppe an dem einen Ufer (am anderen wurde
gewaschen) und haben gesungen. Dann wurde ein „Täufling“ nach dem anderen ins
Wasser (dort waren schon Pastor und ein anderer) gerufen. Jeder wurde einmal
rückwärts ins Wasser „getunkt“ und durfte (pitschenass) wieder raus(da viele ja
nicht schwimmen können und noch nie groß im Wasser waren, hatten einige schon
etwas Angst davor). Für jeden wurde immer gesungen und nachdem alles vorbei war
(mit Fotos), gings mit allen in unsere Schule, wo es dann Reis für alle gab. In
dem Fluss, in dem getauft wurde, gibt es anscheinend weiter flussabwärts Kaimane
(die hatten aber keine Lust zu der Taufe zu kommen …).
Ein paar Tage nach der Taufe war nachts ein so starkes
Unwetter (mit starkem Sturm), dass bei einigen Häusern (auch ein Haus direkt neben
der Schule war betroffen) das komplette Dach abgedeckt bzw. davon geflogen ist.
Der ganze Schaden (der durch den Regen dann im Haus angerichtet wurde) musste
also behoben werden und ein neues Dach her. Solange mussten die Bewohner wo
anderes unterkommen. Bei wem das Wellblechdach also schon etwas älter ist (was
häufiger der Fall ist) muss aufpassen, dass ihm das Dach beim nächsten Sturm
nicht auch einfach davon fliegt…
In der Schule ging es jetzt im Juni alles zu Ende. Das
collège hatte schon vor der Grundschule Ferien (die Privatschulen haben
außerdem immer vor den öffentlichen Schulen Ferien und können auch selber
entscheiden wann). So hatte ich meinen letzten Deutschunterricht Mitte Juni und
habe noch ein paar Spiele (mit deutschen Wörtern o.ä.) mit den Schülern
gemacht. Einige waren sogar ganz fleißig dabei neue Wörter heraus zu suchen. In
der Grundschule waren die Lehrer diesen Monat etwas aufgebracht, da sie ihr
Gehalt für Mai immer noch nicht bekommen hatten und so ihr Geld langsam knapp
wurde. So haben sie beschlossen, solange zu streiken, bis ihr Geld kommt. Nach
zwei Tagen Streik war es dann da und der Unterricht ging wieder weiter. Alles
lief auf die letzte Evaluation zu, die auch nochmal mehr zählt als die anderen
und so, wichtig für die Versetzung ist. Am 16. Juni fanden diese statt und
dauerten drei Tage. Danach gab es keinen Unterricht mehr (die Schüler mussten
trotzdem noch eine Woche immer kommen und haben sich mehr oder weniger selber
beschäftigt), da alle Lehrer in ihrem Klassenzimmer (oder davor) alles
korrigieren mussten. Auch ich dufte dabei helfen zu korrigieren (was manchmal
nicht ganz einfach ist, vor allem wenn manche Schüler kaum schreiben können).
Nach den Korrekturen ging es weiter mit Durchschnitten ausrechnen, in die
Zeugnisse eintragen und den Gesamtschnitt (und somit die Versetzung) zu
berechnen. Dabei durfte ich ebenfalls helfen, da das eine ganz schöne
Arbeit (vor allem wenn es viele Schüler
in der Klasse gibt) ist und alle innerhalb einer Woche fertig werden mussten.
Am 27. Juni war es dann soweit und die Schüler bekamen ihr Zeugnis (allerdings
nur die, die alles Schulgeld bezahlt hatten). Davor bin ich noch mit einem
Lehrer Hefte und Stifte kaufen gegangen, die dann am die fünf Besten pro Klasse
verteilt wurden. Die zwei Besten bekamen je auch noch ein Mathe- und
Französischbuch für das nächste Schuljahr! Für diese „Preisverleihung“ sind
alle Schüler in der Kirche versammelt worden, es gab eine knappe Ansprache vom
Direktor und Pastor und dann wurden die Preise verteilt. Danach sind wieder
alle zurück in die Klassenzimmer (ich habe an alle Schüler und Lehrer Bonbons
verteilt) und da die Zeit zu knapp war, wurden die Zeugnisse (und Hefte und
alles) erst abends verteilt. Schließlich wurden alle Schüler in die Ferien
entlassen. Am Montag danach mussten die Lehrer nochmal zum Klassenzimmeraufräumen
kommen (dabei wurden einige Mäuse erschlagen).
Außerdem fand noch eine kleine „Lehrerabschlussfeier“ in
einer „buvette“ statt. Dazu hatten alle jeden Monat einen bestimmten Beitrag in
die „Kasse“ eingezahlt. So gab es für jeden ein ganzes Huhn (die wurden morgens
extra in Taiacou gekauft und dann „vorbereitet“ und gekocht), Akassa (eine Art
gesäuerter „Maismehlpudding“), Soße und Getränke. Leider hat alles in einer
rießen Diskussion geendet, da die „Spielregeln“ für das Fest nicht richtig festgelegt
waren und so mancher genau seinen eingezahlten Betrag haben wollte…
So ging also die ganze Schulzeit zu Ende und die Ferien
begannen. Im Rückblick kann ich nur sagen, dass es eine ganz besondere und
schöne (mit vielleicht ein paar unschönen Dingen dabei) Zeit war, die ich nicht
missen möchte!
Noch während den letzten zwei Schulwochen begann ja die
Fußball-WM. Dass man auch hier doch einiges mitbekommt, hätte ich erst gar
nicht erwartet… Manch einer hat aber tatsächlich jedes (aber wirklich jedes)
Spiel angeschaut (zumindest wenn kein Stromausfall war), da doch einige einen
Fernseher besitzen und wenn sie nicht gerade daheim waren, können manche auch
über das Handy fernsehen. Wir haben mehrere Spiele (v.a. die Deutschlandspiele)
bei einem Lehrerfreund von „unseren“ Lehrern angeschaut, was immer ganz witzig
war. Auf engstem Raum saßen meistens um die zehn Personen vor dem Fernseher
(entweder auf den vier Stühlen oder eben Hocker, Tisch, Kanister, Boden). Wenn
eine afrikanische Mannschaft gespielt hat, waren natürlich alle für diese.
Ansonsten auch für Mannschaften, in denen , mehrere „Afrikaner“ mitgespielt
haben oder auch für Deutschland. So haben auch wir hier die WM fleißig
mitverfolgt (wobei es schon Mal vorkam, dass trotz vollem Mitfiebern am Ende des
Spiels niemand wusste, wer eigentlich gespielt hat…).
Ansonsten haben wir diesen Monat einmal „Spätzle“ beim
Pastor gekocht (überm Feuer). Das war allerdings nicht so ganz einfach, da wir
für den ganzen Haushalt (und auch noch unter anderen „Bedingungen“) kochen
sollten und uns in der Menge ein wenig verschätzt hatten. So waren am Ende doch
noch einige hungrig. Trotzdem hat es Spaß gemacht, einmal Spätzle auf
„afrikanische Kochweise“ zu machen.
Jetzt sind bei mir endlich auch alle Wunden verheilt (und auch
noch keine neuen dazu gekommen), was wirklich Zeit war.
Außerdem durfte ich an Jule meine „Frisörkenntnisse“
anwenden, da sie gern ihre Haare wieder geschnitten haben wollte und unsere
Mentorin (die sonst geschnitten hat) ja gerade nicht da ist. Letztlich sah es
auch gar nicht so schlecht aus…
Sonst ist diesen Monat nicht mehr viel passiert. Der
wirkliche Regen lässt noch etwas auf sich warten (was sehr ungewöhnlich ist),
weshalb alle um ihre Felder bangen!
Bald ist es dann auch so weit und ich werde für ein paar
Wochen nach Deutschland fliegen. Bis dahin genieße ich noch die letzten
(Ferien-) Wochen.
Ich hoffe, euch geht es auch allen soweit gut! Bis wir uns
dann sehen (die ich zumindest sehen werde), wünsche ich euch noch eine gute
Zeit!
Viele liebe Grüße aus Tanguiéta,
Laura