Monatsbrief Mai
An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!
Ein weiterer Monat ist an mir vorbei gerauscht und langsam
merke ich, dass das (Schul-)Jahr seinem Ende zugeht!
Wie auch in Deutschland war hier am 1.Mai Feiertag.
Aufgeweckt wurden wir da durch den Anruf von meinem lieben „Kollegen“, er
sei (zusammen mit meinem lieben anderen
„Kollegen“) vor unserer Tür und sie warten auf ihr Frühstück! Als sie ein Tag
vorher erwähnten, sie würden zum Frühstück kommen dachte ich noch, es wäre
nicht ernst gemeint… Jedenfalls haben wir sie ein bisschen verköstigt und gegen
Mittag sind sie auch wieder gegangen. Wir haben noch „unsere“ Mentorin
verabschiedet, die bis September nun nach Deutschland geht (werden ab und an
nach den Hunden und so schauen…). Nun sind wir also „auf uns allein gestellt“
(zumindest wenn es um Malariatest und andere Fragen geht).
Da an meinem Fuß neue Wunden dazu gekommen sind und einfach
nicht aufhören wollen, bin ich nun auf Rat in das kleine, staatliche
Krankenhaus von Tanguiéta gegangen. Hier muss man kaum warten, kann gleich zum
„Verbinden“ der Wunden gehen und muss nur wenig zahlen. Allerdings ist die
Hygiene auch entsprechend… (aber die Wunden werden ja wenigstens
desinfiziert!). Zurzeit ist beim „Wundverband“ viel los, da durch die
anfangende Regenzeit die Wunden von vielen Leuten schlecht abheilen. So sieht
man viele mit Verbänden (egal wo) herum laufen.
Noch ist der Regen aber nicht so da, er hat sich eher wieder
verzogen. Dafür kam eine neue Hitzezeit, in der es nun wieder sehr trocken
(außer dem Schweiß, der jedem läuft) war. Langsam dürften aber die kleinen
Schauer kommen, die dann bis zur vollen Regenzeit mehr werden. Durch diese
Wechselzeit sind viele krank (besonders Malaria ist gerade sehr beliebt).
Normalerweise ist das für die Einheimischen eher wie „Grippe“ bei uns. Für uns
kann es schon schlimmer werden. So hatte eine Mitfreiwillige (die in Natitingou
ist) auch Malaria und musste ins Krankenhaus für einige Tage. Davor hatte sie
aber Typhus, sodass sie schon recht geschwächt war. Nachdem alles „überstanden“
war, bekam sie erneut Fieber und ist zu unserem großen Krankenhaus (das hier
eines der Besten ist) zur Untersuchung gekommen. Da das seine Zeit braucht,
musste sie 3 Tage bleiben, in der wir sie mit Essen versorgt haben (das beim
Pastor gekocht wurde). Letztlich kam zum Glück „nur“ eine Erkältung heraus.
In der Schule ist es weiterhin sehr schön. So schön, dass
ich noch versuche jede Stunde „auszunutzen“ (also dabei zu sein), da nun bald
Schuljahresende ist und somit diese schöne Zeit in der Schule vorbei geht. Da
alles dem Ende zuläuft, müssen alle Lehrer noch alle Arbeitshefte,
Schreibübungshefte u. ä. fertig korrigieren. Wer nicht immer gleich alles
korrigiert hat, stöhnt nun schwer. Also komme ich zum Einsatz und helfe nun
allen Möglichen beim Korrigieren (sowie auch noch übrig gebliebene Zeugnisse
voll einzutragen, bis dann die letzte „Evaluation“ kommt). Nun habe ich es auch
endlich geschafft einmal mit der großen Klasse CE1 (73 Kinder, etwa 2./3. Klasse),
zu basteln. Einen Frosch zu basteln, hat sich aber doch als etwas Schwierigeres
herausgestellt… So bin ich von einem Gruppentisch zum anderen, hab es erneut
vorgemacht. Zum Glück gab es meistens einen der Gruppe, der es hinbekommen hat
und den anderen zeigen konnte. Manches musste ich dann aber für jeden Einzelnen
machen… Letztlich hatte aber jeder (mehr oder weniger) einen Frosch, den wir im
Klassenzimmer aufgehängt haben. In der CI/A (bei den ganz Kleinen) habe ich es
auch endlich geschafft „Malbuchtiere“ zum Ausmalen zu verteilen (musste einige
nachmachen, da es doch noch 46 Kinder sind). Jedenfalls haben sich alle riesig
gefreut und als sie die Bilder sogar mit nach Hause nehmen durften, waren alle
glücklich.
Diesen Monat wurden auch Arzneimittel (v. a. Wurmtabletten)
an alle Schüler verteilt (wurde anscheinend von der Regierung verordnet). Dazu
musste jeder Lehrer Name, Alter, Größe aller Schüler aufschreiben. Je nach
Größe, bekam man unterschiedlich viele Tabletten. Das alles hat einige
Unterrichtsstunden in Anspruch genommen (vermessen, aufschreiben, verteilen der
Tabletten und schauen, dass alle alles geschluckt haben).
Im Collège durfte ich sehr kurzfristig (Montagmorgen hab ich
es erfahren, mittags sollte ich es auf USB-Stick mitbringen!) eine devoir
erstellen. Jetzt bleibt noch eine im Juni, sodass das Schuljahr nun auch fast
um ist. Im Deutschunterricht läuft es wie bisher, mal besser, mal lauter, aber
insgesamt ist doch bei den meisten etwas hängen geblieben. Man fängt eben mit
kleinen Schritten an…
Der älteste Sohn vom Pastor hat nun seit Ende Mai schon
Ferien (der geht ja in Natitingou aufs technische Lycée) und da er nicht viel
zu tun hat, ist er gerade viel im Atelier und überall (langweilt sich etwas, da
alle anderen noch Schule haben).
Diesen Monat wurde das Atelier aufgeteilt. Im Vorraum vom
Pastorhaus (dort sind auch alle Kühlschränke) wurde alles ausgeräumt und
geputzt und einige Nähmaschinen + Zuschneidetisch rein gestellt. Dieser Raum
wird nun für die Mädchen, die im ersten Lernjahr sind, genutzt. Die schon im
zweiten Jahr sind, sind weiterhin im Atelier. Außerdem kamen noch einmal neue
Mädchen dazu, sodass es nun ca. 30 Auszubildende sind! Ohne diese Aufteilung
wäre es im Atelier allein echt zu eng geworden!
Jule hat ihre „Taschenaktion“ weiter gemacht, sodass neue 40
Taschen entstanden, die nun nach Deutschland zum Verkauf gehen!
Ansonsten gab es diesen Monat wieder etwas Abwechslung im
Haus vom Pastor. Ein neuer Mitbewohner war den ganzen Monat da, der jüngere
Bruder des Pastors (hat hier für einige Wochen Urlaubsvertretung in seiner
Arbeit, gemacht).
Da diesen Monat auch die Beerdigung vom Onkel des Pastors
war (in Natitingou), konnten wir (bzw. Jule, ich hab mich an dem Tag nicht so
gut gefühlt) die ganze Familie des Pastors kennen lernen. Die Beerdigung war
eher ein großes Familienfest (wo auch alle gern hin sind, da es viel Essen
gab). Schwarz wird hier sowieso nicht bei Beerdigungen getragen und alle waren
auch ganz gut drauf…
Um auch wieder etwas Geld da zu haben, sind wir nach Natitingou
gefahren (die beiden Freiwilligen aus Taiacou kamen mit dem Motorrad). Dieses
Mal waren schnell alle Plätze besetzt und es konnte losgehen. Soweit ging auch
alles gut, bis unser Fahrer einen Laster überholte und auf der Gegenfahrbahn
leider viel Zeug (u. a. große Steinbrocken) herum lag. Wir sind genau über
einen von diesen Gesteinsbrocken gefahren (mit ca. 80 km/h) und so ist eben der
Hinterreifen geplatzt. Ist zum Glück nichts weiter passiert und da so etwas
hier relativ normal ist und jederzeit passieren kann, ist ein Ersatzreifen mit
dabei. Also mussten alle aussteigen (waren ja nur zu 8.) und der Fahrer hat
eben schnell den Reifen gewechselt und weiter gings. In Natitingou haben wir
zusammen mit den anderen beiden noch die zwei Freiwilligen (die in Nati sind)
und eine deutsche Bekannte (die hier seit Langem wohnt) besucht. Auf dem
Rückweg ging dann alles gut…
Zurzeit werden die „Trauben“ von den „Traubenbäumen“ reif,
weshalb diese Bäume (wir haben auch 2 um unser Haus) oft von Kindern besetzt sind.
Das kann dann schon ganz lustig aussehen, wenn überall im Baum Kinder
sitzen/hängen.
Noch eine kleine „Tiergeschichte“ zum Abschluss. Davor muss
ich aber noch den letzten Monatsbrief korrigieren. Sobald ich nämlich im Brief
geschrieben hatte, dass es nun keine Skorpione mehr gibt, saß natürlich am
gleichen Abend ein recht großer (ca. 8cm) an unserer „Wohnzimmerwand“. Diesen
durfte dann der Direktor „entfernen“…
Nun aber zur kleinen Geschichte. Abends bin ich wie immer
auf meine Matte unterm Moskitonetz gekrochen und hab das Taschenlampenlicht
ausgemacht. Plötzlich spüre ich etwas an meinen Füßen rum krabbeln (etwas Größeres!). Aus Reflex „wisch“ ich ES
weg und mach schnell das Licht wieder an. Nichts mehr da! Ich schau unter
meinem Laken, Büchern, überall- NICHTS! Ich warte eine Weile, bis ich plötzlich
einen großen Schatten weg huschen sehe. Da bemerke ich eine wunderschöne, große
(Körper ca. 3cm, mit Beinen ca. 7cm), eklige, beigefarbene, behaarte Spinne,
die nun am Moskitonetz (innen!) hängt!! Natürlich versuche ich irgendwie diese
Spinne wieder aus dem Moskitonetz zu bringen. Diese rennt allerdings so schnell
herum, dass es letztlich ich bin (nach vergeblichen Versuchen), die das
Moskitonetz verlässt (bin zu Jule ins Bett und hab die Spinne an meinem Platz
gelassen). Allerdings konnte ich im Bett (aufgrund schlechter
Matratzenverhältnissen und Hitze) nicht wirklich schlafen. Sodass ich mitten in
der Nacht aufgestanden bin und noch einmal meinen Schlafplatz untersucht habe
(also alles abgebaut und neu aufgebaut). Da die Spinne nun nirgends mehr
aufzufinden war, konnte ich wieder gut auf meiner Natte schlafen (sogar ohne
Alpträume). Seitdem hat sie sich nicht mehr blicken lassen…
So, das war eine kleine Tiergeschichte von hier,
normalerweise sind es zurzeit aber eher die ganzen Hüpftiere, die unser Haus in
Beschlag genommen haben…
Jedenfalls geht es uns soweit gut, sehr gut sogar. Langsam
stellt sich bei mir eine gewisse „Traurigkeit“ ein, da das Schuljahr fast zu
Ende ist und ich nun weiß, dass ich nicht mehr in der Schule sein werde
(nächstes Jahr). Dafür habe ich eine neue Aufgabe bekommen und darf nach
Taiacou ins Waisenhaus. Darauf freue ich mich auch schon und bin ganz gespannt.
Bis dahin aber genieße ich noch die Zeit hier, in Tanguiéta.
Ich hoffe, euch geht es auch soweit allen gut!
Bis zum nächsten Monatsbrief, machts gut!
Viele liebe Grüße aus
Tanguiéta,
Laura