Montag, 12. Mai 2014

Monatsbrief April



Monatsbrief April

An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!

Wo bleibt nur die ganze Zeit? Viel zu schnell ist nun auch schon der April vorbei gegangen. Gleich Anfang des Monats (1. April) durften wir feststellen, dass es auch hier den Aprilscherz gibt, allerdings „poisson d’avril“ (Aprilfisch) heißt. Jedoch gilt hier, wenn bis Mittag jemand zu einem z.B. sagt, er würde sich gerne die Tasche anschauen und man sie ihm gibt, darf er sie behalten! Da wir schon etwas vorgewarnt waren, konnte ich den ungewollten Besitzerwechsel meiner Tasche vermeiden!
Jule hatte schon Ende März bis in den April Ohrenschmerzen, die nicht aufhören wollten, sodass wir eben doch einmal ins Krankenhaus sind (allerdings eine echt anstrengende Geschichte). Überall heißt es warten und nochmal warten. Am Vortag sollte man sich am Besten ein „Ticket“ holen (muss dafür schon bezahlen) und dann am folgenden Tag um 9Uhr in den Wartesaal. Dann muss man erst einmal (wenn sein Name aufgerufen wird) das Ticket zeigen (ob man auch bezahlt hat). Danach heißt es warten (auf den „Vorarzt“, der sich die Probleme anhört und allgemeine Daten aufschreibt). Jetzt heißt es wieder warten, bis der „richtige“ Arzt einen aufruft und untersucht. Ja, diese Prozedur braucht viel Zeit und Nerven (v. a. wenn man krank ist), aber wenigstens ist hier das Krankenhaus ganz gut (auch von der Hygiene her).
Bis Jule dann wieder ins Atelier ging, waren auch schon wieder fünf neue Auszubildende da (eine davon gerade erst 11 Jahre). Mittlerweile sind es ca. 26 Auszubildende und das Atelier ziemlich voll (aber zwei Mädchen sind schwanger und eine davon bleibt seit Ende April zu Hause). Bis Ostern wurden dort noch fleißig Taschen und Schlampermäppchen genäht, die dann Jules Familie beim Besuch mitnahmen. Zum Besuch kommt gleich noch mehr.

In der Schule lief es weiterhin, wie bisher, gut, sogar noch besser! Im Deutschunterricht klappt es mittlerweile nämlich echt ganz gut und es arbeiten jetzt fast alle mit. Eine zusätzliche Motivation für die Schüler war es, Briefe zu schreiben, die dann mit nach Deutschland gingen und dort in der Schule an einige Schüler als „Brieffreundschaft“ gehen. In der Grundschule waren Anfang des Monats wieder Evaluationen („überregional“). So durfte ich dann auch wieder helfen, die Zeugnisse auszufüllen. Außerdem hat die CM2 (Abschlussklasse) ihre „examen blanc“ (sozusagen „Übungsprüfung für Juni) geschrieben, die alle Lehrer zusammen korrigiert haben (was ganz lustig war).
Ansonsten habe ich dieses Mal auch einmal mit der CP/A (ca. 2 Klasse) gebastelt (Hexentreppen), was an sich gut geklappt hat. Nur am Schluss beim Kleben war es etwas stressig, da nur ich einen Kleber habe und so alle 45 Kinder um mich standen…

In der Schule waren dann wie in Deutschland Osterferien, wobei wir (Jule und ich) schon Freitag frei gemacht haben, damit wir nach Cotonou fahren konnten. Dort kam Freitagabend meine Familie (ein Teil) am Flughafen an, die wir abgeholt haben. So gab es ein „freudiges Wiedersehen im Flughafengedränge“. Die nächsten zwei Tage sind wir erst einmal in Cotonou geblieben und haben uns z.B. den „großen Markt“ angeschaut. Nachdem dann die Erkenntnis kam, dass man ohne ZEM (Moto-Taxi) nirgends hin kommt und die Angst davor überwunden (?) war, haben wir sogar das Regierungsviertel hinter uns lassen können… Ja, so ist es hier nun einmal. Was natürlich auch zu schaffen macht (v. a. für „Neuankömmlinge“) ist die große (feuchte) Hitze und eben auch der „afrikanische Trubel“ überall. Samstag kam dann Jules Familie an, die wir auch zusammen abgeholt haben. Nach dem kurzen (aber ausreichenden, Cotonou ist eine zu große Stadt mit viel Verkehr, v. a. sehr alten Autos!) Cotonouaufenthalt, sind „mein Besuch und ich“ nach Abomey (per Autotaxi) gefahren. Diese Fahrt werden weder wir, noch der Fahrer vergessen, da es zu einer „Horrorfahrt“ wurde! Statt eigentlichen 1,5 Stunden sind wir letztlich fast 4 Stunden (wegen Umleitung) gefahren und dort angekommen, sind wir wie nach einem (verlorenen) großen Boxkampf. Alle haben nur noch wenig vom Bewusstsein gehabt (ich noch am Meisten, sodass ich wenigstens die Personen unserer Unterkunft anweisen konnte, bzw. helfen konnte, alle, samt Fahrer, irgendwie wieder aus dem Auto zu bekommen und zu versorgen! Zum Glück ging es abends allen wieder einigermaßen gut! Woher das kam? Wahrscheinlich (wie uns im Nachhinein eingefallen ist) von der kaputten Klimaanlage! Tja, mit so was ist nicht zu spaßen!
Jedenfalls konnten wir am nächsten Tag die Königspaläste (mit Führung) anschauen, was wirklich lohnenswert ist (sind übrigens auch Weltkulturerbe!).  
Feststellen mussten wir auch, dass es gar nicht so einfach ist, an Geld zu gelangen. Entweder gibt es keinen Geldautomaten (der auch funktioniert) oder aber die Bankkarte wird nicht genommen (nur VISA). (Die tolle „MasterCard“ ist halt doch nicht überall brauchbar…).

Dann sind wir auch schon weiter (mit dem Bus) zu mir, nach Tanguiéta (hab mich richtig darauf gefreut wieder heim zu kommen). Bei der Ankunft sind die ZEM-Fahrer sehr schnell im Verhandeln und man muss aufpassen, dass das Gepäck nicht (vor lauter Eifer) irgendwo hingebracht wird. Meine Familie wusste selber noch nicht so recht was passiert und bevor sie es selber recht glauben konnten, saßen sie auch schon auf den ZEMs (eigentlich galt: „Ich fahre kein ZEM, schon gar nicht mit Gepäck!“, tja die ZEM-Fahrer sind einfach schneller!) und düsten davon zum „Baobab-Hotal“ (wo meine und Jules Familie untergebracht waren).
Ich bin dann zu mir heim und hab auch dort immer geschlafen. Dafür kam ich jeden Morgen zum Frühstücken ins Hotel, sodass wir uns den ganzen Tag über sehen konnten.
In den folgenden Tagen habe ich meiner Familie „mein Leben“ hier, in Tanguiéta gezeigt. Wir sind zu unserem Haus, auf den Markt, zum Pastor (einmal mit Mittagessen, Igname pilé), also auch aufs Schulgelände und ins Atelier. Außerdem durften sie auch mit vielen Leuten, mit denen ich hier zu tun habe (also auch unsere Gastfamilien), kennen lernen. Schon Wochen vorher waren alle ganz gespannt auf den „Deutschlandbesuch“!
Ein letzter großer Ausflug, war dann in den Nationalpark. Dazu hatten wir einen beninischen Parkführer bzw. Fahrer, der uns Montagmittag abholte und nach ca. 1,5 Stunden Fahrt, sind wir im Park angekommen. Hinten auf der Ladefläche des Autos waren Sitze und Überdach montiert, wo wir die ganze Zeit über sitzen konnten.
Am ersten Abend noch, durften wir schon mehrere große Gruppen Paviane, sowie Warzenschweine, Antilopen, Gazellen, Antilopenpferde, Geier und andere Vögel, schöne Termitenbauten und sogar vom Weitem eine Gruppe Elefanten sehen. Dabei war unser „Guide“ nicht nur ein guter Fahrer, sondern war auch immer der, der die Tiere (egal wie weit weg sie waren) als Erster entdeckte. Dass er dabei gleichzeitig den Schlaglöchern u. a. ausweichen konnte ist schon eine Kunst für sich… Ansonsten ist auch einfach die „Parklandschaft“ einfach sehenswert (v. a. auch in der Abend-/Morgendämmerung). Es gibt sowohl Abschnitte, wo es nur das typische, trockene Gras der Trockensavanne gibt, an anderen Stellen (z.B. am Fluss, der gleichzeitig die Grenze zu Burkina Faso bildet) gibt es Wälder (mit Palmen und vielen anderen Pflanzen) und an wieder anderen weite Seen, die in der Regenzeit weite Flächen des Parks überfluten (in der Zeit ist auch der Park geschlossen).

Übernachtet haben wir dann in einem Hotel mitten im Park, was auch sehr schön war (weit und breit kein elektrisches Licht zu sehen, nur Sterne!). Am nächsten Morgen (nach einer, für meine Familie, anstrengend, heißen Nacht) ging es um 6:30 wieder los. Dieselben Tiere wie den Abend vorher, liefen uns wieder über den Weg (oder auch nur in der Ferne), nur dass alles dieses Mal in einem ganz anderen Licht „erstrahlte“. Dann durften wir im Fluss noch Nilpferde sehen (die im Wasser lagen) und gegen Mittag lief uns plötzlich eine Elefantengruppe direkt vor dem Auto über den Weg (mit getröte). Mittags haben wir noch kurz Pause gemacht, bevor es dann wieder aus dem Park ging. Kurz vor Parkende durften wir noch einmal eine große Elefantengruppe (mit Kleinem) direkt aus der Nähe sehen. Doch wenn ein Kleines dabei ist, kann die Elefantenkuh schnell „aufbrausen“…
Auf dem Heimweg sind wir noch an den Tanougou-Wasserfällen vorbei, wo wir uns noch abkühlen/erfrischen konnten (und ich bin auch einmal vom Felsen ins Wasser gesprungen). So ging dann der Parkbesuch gut vorüber und man kann echt sagen, dass es wirklich sehr lohnenswert ist, dort hin zu gehen.
Am Mittwoch musste ich mich auch schon wieder von meiner Familie verabschieden, denn am Donnerstagmorgen um 6Uhr ging der Bus nach Cotonou (dieses Mal ohne meine Begleitung). Jedenfalls sind alle wieder gut nach Deutschland gekommen (wenn vielleicht auch etwas erschöpft v. a. von der Hitze).
Bei mir hat Donnerstag wieder (was ich kurzfristig erfahren hatte) die Schule angefangen. Jule hat ihre Familie wieder nach Cotonou gebracht, sodass ich bis Sonntag alleine im Haus war. Die beiden Schultage direkt nach den Ferien jedenfalls gingen sehr gut vorüber und irgendwie macht es jetzt gerade noch mehr Spaß in der Schule (mit den Lehrern und den Schülern). Da meine Familie einen „Softball“ aus Deutschland mitgebracht hatte (für die Schule), durfte ich gleich am Donnerstag mit der CM1 (ca. 4. Klasse) eine Einheit „Handball“ machen (was auch sehr Spaß gemacht hat).
Leider hat mein Besuch genau die Zeit erwischt, in der es wieder besonders heiß war (die Woche davor war es nämlich etwas angenehmer). Aber zwei Wochen vorher war es auch schon heißer, wo wir dann auch draußen geschlafen haben (im Hinterhof und da es kurzfristig war, ohne Moskitonetz). Langsam ist es aber echt angenehmer, da jetzt ab und an große Regenschauer fallen und alles etwas abkühlen (sogar einen halben Regentag hatten wir schon). Nun wird in der Natur alles wieder richtig schön grün. Der ganze Boden ist von einem grünen Saum übersät, der immer höher wird (bis wieder das Gras meterhoch steht). Mit der Regenzeit ist (eigentlich) auch die Skorpionzeit zu Ende, dafür fängt wieder die Zeit der Insekten (und Hüpftieren) v. a. Moskitos an. Was besser ist, weiß ich nicht…
Leider habe ich nun seit ein paar Wochen eine Wunde am Fuß, die einfach (unter den Bedingungen hier, Wetter und Dreck) nicht heilen will. Mittlerweile ist diese aber ganz gut verheilt (durch viele Fußbäder), dafür aber eine zweite dazu gekommen, die genauso nicht abheilen will…
Sonst kann ich aber nur sagen, dass es uns hier sehr, sehr gut geht und ich mich nun auch für eine Verlängerung von 9 Monaten entschieden habe (mit Heimurlaub im August). Wie diese genau aussieht (also ob ich in Tanguiéta bleibe oder nach Tayacou gehe) weiß ich noch nicht, wird sich aber bald entscheiden. Auch Jule wird ein weiteres Jahr im Atelier verbringen…

So, das wären dann erst einmal alle Neuigkeiten für den Monat April. Ich hoffe euch geht es auch gut und ihr hattet schöne Ostern!

Bis zum nächsten Brief, grüße ich euch ganz herzlich aus Tanguiéta,

Laura