Monatsbrief März
An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!
Nun ist schon der siebte Monat für mich in Bénin vorüber
gegangen und mit diesem Monat der „schlimmste“ Hitzemonat. Jetzt merkt man
auch, dass Wasser nicht immer so einfach für alle da bzw. zu finden ist. Viele
kommen öfters am Tag zum Brunnen vom Pastor (ein Grundwasserbrunnen) und tragen
die vollen Kanister (25l) auf dem Kopf oder Rad wieder heim! Ja, nicht nur das
Wasser wird in den heißen Tagen knapp. Ab und an hat wünscht man sich da
einfach etwas kühlere Tage, v. a. nachts wenn man auf der Natte liegt und
einfach nur schwitzt. Um die 45°C sind halt doch warm! Auch in den
Klassenzimmern hält man es v. a. gegen Mittag kaum mehr aus. Allen Schülern und
Lehrern läuft dann der Schweiß und wenn ca. 65 Kinder auf einem Haufen sitzen,
wird die Luft auch nicht besser. Aber irgendwie geht auch das und irgendwie
hält man es dann doch bis Ende der Stunden aus.
In der Schule läuft es wie bisher ganz gut. Zurzeit darf ich
viel mit den Kindern malen, wobei ich dann meine Grundschulerfahrungen auspacke
und auch einmal etwas Phantasievolleres malen lasse (was hier ja nicht wirklich
bekannt ist, deshalb auch schwieriger umzusetzen, da alle dann doch mein
Tafelbild abmalen). Diesen Monat hätten eigentlich auch die „Evaluationen“
(Klassenarbeiten) stattfinden sollen, bei denen die Aufgaben von anderen
Schulen gestellt werden. Da diese aber irgendwie noch nicht fertig waren, also
die Aufgabenblätter noch nicht da waren, wurden die Evaluationen kurzerhand um
zwei Wochen verschoben. In meiner Deutschklasse jedoch musste ich (obwohl ich
seit der letzten Arbeit nur zweimal Unterricht hatte) „devoir“ schreiben
lassen. Dieses Mal habe ich es eben ein bisschen einfacher gemacht (Deutsch
muss ja nicht immer das schlechteste Fach sein)…
Gegen Ende des Monats ist ein Lehrer erkrankt (er hat
überall Punkte, die kratzen!). Deshalb durfte ich seine Klasse (CE2, etwa 3.
Klasse) kurzfristig für eine Woche übernehmen. Da man eben doch merkt, dass
alle schon ein bisschen älter sind, bekommt man die 65 Kinder ganz gut in
Griff. Außerdem kann man bei den Älteren auch schon ein bisschen mehr machen,
sodass ich zwischen Mathe, Französisch, Malen, Singen und Sport abgewechselt
habe. Zusätzlich hat man dann auch Zeit, Aufgaben (besonders in Mathe) noch
einmal genauer durchzugehen und man kann viele Übungsaufgaben stellen…. Es hat
also dann auch Spaß gemacht! Diesen Monat hat die letzte Grundschulklasse (CM2)
mit Hochsprung angefangen (2 Holzstangen in Sand gesteckt und Gummiband). Jedes
Mal wenn Hochsprung gemacht wurde, konnte keine Klasse mehr wirklich Unterricht
machen, da wirklich alle (samt Lehrer) den Springenden zugeschaut und den
Sprung kommentiert haben (mit Lachen, Au-Rufen oder Anerkennung). So wurde der
Sportunterricht der CM2 immer zur „Schulveranstaltung“.
Gleich am 1. März fand ja noch die große „Liberationsfeier“
statt, bei der die Diplommädchen (eigentlich fünf, aber nur vier sind gekommen)
ihre Nähmaschinen überreicht bekommen haben. Dazu waren vom Bürgermeister über
den Verantwortlichen des „Centre sociale“, Direktoren, Pastoren und sonstige
höhere Personen, aber auch alle anderen, eingeladen. Die Nacht vor dem Fest
wurde wieder zur „veille“ (Nachtschicht), zumindest für alle vom Atelier und
Helfer. Da wurde dann für wirklich alle gekocht (und zwar zwei verschiedene
Menus, eines für die „eingeladenen, höheren“ Gäste und eines für alle
„Normalen“) und das Festzelt mit Stühlen und Bänken (aus der Kirche) aufgebaut.
Das Fest fing dann, wie meistens, mit einiger Verspätung an (obwohl extra auf
die Einladungskarten geschrieben wurde: „um GANZ GENAU 9 Uhr!). Es gab einen
Kommentator, der dann auch alle Persönlichkeiten vorgestellt hat (auch uns
Freiwillige, da ja zusätzlich die aus dem Süden da waren) und sogar das „Radio
Tanguiéta“ war anwesend. Die Feier an sich lief so ab, dass erst alle wichtigen
Leute Reden gehalten haben, die Ateliermädchen (mit Jule) die eingeübten
Natemba-Tänze vorführten, dann der Höhepunkt mit der Nähmaschinenübergabe an
die Diplommädchen und schließlich die Besichtigung des Ateliers und der Gang
zum Essen (alle „Persönlichkeiten“, wie auch Lehrer und wir, durften ins „Hotel
Yakti“, alle anderen haben auf dem Pastorgelände gegessen). So ging dann auch
das Fest, auf das v. a. alle im Atelier mit Spannung erwartet hatten, gut
vorüber.
Am Tag nach dem Fest, ging es für uns Freiwillige gleich
weiter nach „Kota“ (Dorf hinter Natitingou) zum Zwischenseminar. Dieses Seminar
fand mit zwei „Patronen“ unserer Entsendeorganisation (Kinderhilfe-Westafrika)
statt, die extra her kamen und sich dann auch die Projekte vor Ort (v. a. das
Waisenhaus, da es zurzeit nicht sehr gut um es steht) angeschaut haben. Untergebracht
waren wir hier in Rundhütten (immer zu zweit), die zu einer „Ferienanlage“
gehören. Kota ist ein recht touristischer Ort (jeden Tag hat man hier Touristen
getroffen), da es hier einen wunderschönen, in der Trockenzeit etwas kleineren,
sonst aber größeren Wasserfall gibt, in dem man auch wunderschön schwimmen
kann. So haben wir neben unserem Seminarprogramm auch viel Zeit am Wasserfall
(5 Minuten von unseren Hütten aus den Berg runter) verbracht, waren also jeden
Tag schwimmen! Aber auch der gegenseitige Austausch mit allen Freiwilligen (wir
sind neun) und unseren beiden Leitern, war sehr schön. Am Ende der Woche (übers
Wochenende) haben unsere beiden Leiter noch eine „Mentorenschulung“ in
Natitingou für alle Partner vor Ort, gemacht. So konnten Probleme sowohl auf
„afrikanischer“ Partnerseite, als auch auf „deutscher“ Freiwilligenseite
besprochen werden und nach Lösungen gesucht werden. So ging also eine schöne
Woche, weit weg vom „Alltag“ zu Ende. Wobei ich die „Auszeit“ genossen habe,
aber mich auch wieder auf Tanguiéta und die Schule gefreut habe.
Wieder daheim hat nun auch die richtige Mangozeit begonnen.
Egal wo man lang geht sieht man Mangohäufchen aufgeschichtet. Das sieht vor
Allem am Markttag sehr lustig aus, wenn dann manche Seitenstraßen so aussehen,
als würden sie fast nur noch aus Mangos bestehen. Jedenfalls sind wir zurzeit
fast nur noch am Mango essen (hauptsächlich die kleinen, „Wilden“, aber
manchmal auch die großen „Kultivierten“) und auch Mangomarmelade haben wir
schon ausprobiert. Diese mussten wir allerdings überm Feuer kochen, da genau an
diesem Tag unser Gas leer gehen musste. Natürlich gab es gerade kein Gas im
Supermarkt und auch Ende der Woche (wo es anscheinend kommen sollte), war noch keines
da. So haben wir dann eben zwei Wochen lang von „Straßenessen“ (von Reis über
Ignames und Akassa u. ä. war alles dabei) und Mangoabenden gelebt.
Dafür bekamen wir in dieser Zeit innerhalb einer Woche ein
Schrankregal, was einfach genial ist. Erstens konnten wir nun endlich unsere
ganzen Esssachen, Geschirr u. ä. vom Boden weg (wo ja auch einige Krabbeltiere
unterwegs sind) ins Regal verlagern und zweitens sieht es jetzt bei uns schon
gleich viel wohnlicher aus. Da Jule in der Woche, in der das Regal kam, mit
Ohrenweh krank daheim war, hat sie gleich ein bisschen Zeit dafür verwendet das
Regal einzuräumen. Das Ohrenweh hat sich nun aber doch schon länger hingezogen
und ist noch nicht ganz weg, weshalb wir vielleicht doch einmal das Krankenhaus
zur Untersuchung „ausprobieren“ wollen.
Im Krankenhaus wurde vor kurzem auch ein Mädchen vom Atelier
am Bauch (unter der Nabelschnur) nun schon zum zweiten Mal operiert. Was es
genau ist, wissen zumindest die Angehörigen, also auch wir, nicht. Operiert
werden konnte sie nur dank Unterstützung des „Centre sociale“, welches
zumindest die alten Operationskosten begleichen konnte, was nötig war, um die jetzige
Operation (aufgrund neuer Schulden) durchführen zu können. Wir haben sie dann
auch besucht (da war sie schon wieder bei sich zuhause). Leider spricht sie so
gut wie kein Französisch. Da aber noch ein anderes „Ateliermädchen“ dabei war,
die die gleiche Sprache spricht, konnten wenigstens die beiden miteinander
reden und ab und zu für uns übersetzt werden. Obwohl wir eigentlich nur neben
ihrer Natte unterm Mangobaum saßen, hat sie sich schon sehr über unseren Besuch
gefreut.
Diesen Monat durfte ich auch an einer Hochzeit (die Hochzeit
von dem fünften „Diplommädchen“ vom Atelier, die ihre Nähmaschine nicht wollte)
teilnehmen. Da unser Chor dazu gesungen hat, hab auch ich (Jule war krank)
mitgesungen, wobei dies eher improvisiert war, da wir an den Proben davor nur
einmal dabei sein konnten. Zum Glück waren die Texte aber nicht so schwierig,
sodass es ganz gut ging. Für die Hochzeit wurde die Kirche extra mit rosa,
weißen Krepppapierblüten –und Bändern hergerichtet und die beiden Sessel vom
Pastor (für das Hochzeitspaar), zusammen mit einem Extraventilator in die
Kirche gebracht. Die Hochzeit hat sogar pünktlich angefangen (wobei da noch
nicht alle da waren). Leider war es an dem Tag ziemlich heiß und ausgerechnet
dann musste der Strom ausfallen und wir ohne Ventilator auskommen (und das in
der sehr vollen, stickig-heißen Kirche!). Irgendwie ging es auch (alle waren
halt nass geschwitzt) und nachdem die Eheringe „ausgetauscht“ waren und Bilder
gemacht waren (übrigens hatte auch hier die Braut ein weißes Kleid mit Schleier
an und der Bräutigam einen schwarzen Anzug, wenigstens mit roter Krawatte), gab
es für alle Essen, welches zuvor bei Maman wieder über Nacht zubereitet worden
war. Den Platz zum Essen hat jeder in einem anderen Klassenzimmer gefunden. Je
nachdem wer man war (z.B. Eingeladener oder Sänger) durfte man in dieses oder
jenes Klassenzimmer. Damit auch jeder das richtige Zimmer findet, wurde extra
auf die Fensterläden geschrieben, für wen das Zimmer ist. Nach dem Essen war es
dann auch schon vorbei und nur das Hochzeitspaar hat sich per Auto (!) auf den
Weg gemacht, um ihre beiden Familien zu besuchen. Ich war nur noch froh, dass
ich nach dem Essen heim und meine nass geschwitzte Choruniform ausziehen
konnte…
Da diesen Monat die Schwester von Maman (die in Cotonou
wohnt) ein Kind bekommen hat, ist Maman sie über eine Woche besuchen gegangen.
Dass Maman nicht da war, hat man überall gemerkt! Im Atelier lief alles sehr
gemächlich (viele kamen und gingen wann sie wollten), im Haus war eine
Unordnung (die arme Betty musste sich sowohl um Haus, als auch Atelier kümmern)
und wie der Pastor sagt: „sogar der Chor singt nicht mehr gut, wenn Maman nicht
da ist!“ So war es dann gut, als sie wieder zurück kam…
Nun haben wir auch endlich unsere Baobabbäume am Berghang
hinter unserem Haus für uns entdeckt. Die Rinde der Bäume ist so glatt wie
Stein (fühlt sich auch so an), manche tragen sogar noch Früchte und die Bäume
sind einfach gigantisch (und kahl! Mit den Baobabs sehen sie aus wie kahle
Weihnachtsbäume mit Christbaumkugeln). Wenn man das Stückchen Hang zu den
Bäumen hoch läuft, hat man einen wunderschönen Überblick über alles (über die
afrikanische Landschaft), man ist abgeschieden von allem und fühlt sich wie in
einer „Riesen-Landschaft“ (durch die großen Baobabbäume, Felsgestein und
Gestrüpp). Einfach ein schöner Ort, schnell zu erreichen und gut zum Ausruhen!
Zurzeit gibt es eigentlich keine (also fast keine)
„schlimmeren“ Tiere. Dafür fängt jetzt wieder die lästige Zeit der Hüpftiere
und Fliegen an. Jetzt kann es dann wieder ab und an regnen, bis es zur vollen
Regenzeit (Mai/Juni) übergeht.
Demnächst sind auch Osterferien (zwei Wochen) und danach ist
nicht mehr lange Schule! Alles geht so schnell vorüber…
Daran merkt man auch, wie gut es einem hier gefällt und wie
normal alles geworden ist!
Da ja bald schon Ostern ist, wünsche ich euch allen schon
einmal ein schönes Osterfest und eine gute Zeit!
Viele liebe Grüße aus Tanguiéta,
Laura