Montag, 28. April 2014

Monatsbrief März



Monatsbrief März

An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!

Nun ist schon der siebte Monat für mich in Bénin vorüber gegangen und mit diesem Monat der „schlimmste“ Hitzemonat. Jetzt merkt man auch, dass Wasser nicht immer so einfach für alle da bzw. zu finden ist. Viele kommen öfters am Tag zum Brunnen vom Pastor (ein Grundwasserbrunnen) und tragen die vollen Kanister (25l) auf dem Kopf oder Rad wieder heim! Ja, nicht nur das Wasser wird in den heißen Tagen knapp. Ab und an hat wünscht man sich da einfach etwas kühlere Tage, v. a. nachts wenn man auf der Natte liegt und einfach nur schwitzt. Um die 45°C sind halt doch warm! Auch in den Klassenzimmern hält man es v. a. gegen Mittag kaum mehr aus. Allen Schülern und Lehrern läuft dann der Schweiß und wenn ca. 65 Kinder auf einem Haufen sitzen, wird die Luft auch nicht besser. Aber irgendwie geht auch das und irgendwie hält man es dann doch bis Ende der Stunden aus.
In der Schule läuft es wie bisher ganz gut. Zurzeit darf ich viel mit den Kindern malen, wobei ich dann meine Grundschulerfahrungen auspacke und auch einmal etwas Phantasievolleres malen lasse (was hier ja nicht wirklich bekannt ist, deshalb auch schwieriger umzusetzen, da alle dann doch mein Tafelbild abmalen). Diesen Monat hätten eigentlich auch die „Evaluationen“ (Klassenarbeiten) stattfinden sollen, bei denen die Aufgaben von anderen Schulen gestellt werden. Da diese aber irgendwie noch nicht fertig waren, also die Aufgabenblätter noch nicht da waren, wurden die Evaluationen kurzerhand um zwei Wochen verschoben. In meiner Deutschklasse jedoch musste ich (obwohl ich seit der letzten Arbeit nur zweimal Unterricht hatte) „devoir“ schreiben lassen. Dieses Mal habe ich es eben ein bisschen einfacher gemacht (Deutsch muss ja nicht immer das schlechteste Fach sein)…
Gegen Ende des Monats ist ein Lehrer erkrankt (er hat überall Punkte, die kratzen!). Deshalb durfte ich seine Klasse (CE2, etwa 3. Klasse) kurzfristig für eine Woche übernehmen. Da man eben doch merkt, dass alle schon ein bisschen älter sind, bekommt man die 65 Kinder ganz gut in Griff. Außerdem kann man bei den Älteren auch schon ein bisschen mehr machen, sodass ich zwischen Mathe, Französisch, Malen, Singen und Sport abgewechselt habe. Zusätzlich hat man dann auch Zeit, Aufgaben (besonders in Mathe) noch einmal genauer durchzugehen und man kann viele Übungsaufgaben stellen…. Es hat also dann auch Spaß gemacht! Diesen Monat hat die letzte Grundschulklasse (CM2) mit Hochsprung angefangen (2 Holzstangen in Sand gesteckt und Gummiband). Jedes Mal wenn Hochsprung gemacht wurde, konnte keine Klasse mehr wirklich Unterricht machen, da wirklich alle (samt Lehrer) den Springenden zugeschaut und den Sprung kommentiert haben (mit Lachen, Au-Rufen oder Anerkennung). So wurde der Sportunterricht der CM2 immer zur „Schulveranstaltung“.

Gleich am 1. März fand ja noch die große „Liberationsfeier“ statt, bei der die Diplommädchen (eigentlich fünf, aber nur vier sind gekommen) ihre Nähmaschinen überreicht bekommen haben. Dazu waren vom Bürgermeister über den Verantwortlichen des „Centre sociale“, Direktoren, Pastoren und sonstige höhere Personen, aber auch alle anderen, eingeladen. Die Nacht vor dem Fest wurde wieder zur „veille“ (Nachtschicht), zumindest für alle vom Atelier und Helfer. Da wurde dann für wirklich alle gekocht (und zwar zwei verschiedene Menus, eines für die „eingeladenen, höheren“ Gäste und eines für alle „Normalen“) und das Festzelt mit Stühlen und Bänken (aus der Kirche) aufgebaut. Das Fest fing dann, wie meistens, mit einiger Verspätung an (obwohl extra auf die Einladungskarten geschrieben wurde: „um GANZ GENAU 9 Uhr!). Es gab einen Kommentator, der dann auch alle Persönlichkeiten vorgestellt hat (auch uns Freiwillige, da ja zusätzlich die aus dem Süden da waren) und sogar das „Radio Tanguiéta“ war anwesend. Die Feier an sich lief so ab, dass erst alle wichtigen Leute Reden gehalten haben, die Ateliermädchen (mit Jule) die eingeübten Natemba-Tänze vorführten, dann der Höhepunkt mit der Nähmaschinenübergabe an die Diplommädchen und schließlich die Besichtigung des Ateliers und der Gang zum Essen (alle „Persönlichkeiten“, wie auch Lehrer und wir, durften ins „Hotel Yakti“, alle anderen haben auf dem Pastorgelände gegessen). So ging dann auch das Fest, auf das v. a. alle im Atelier mit Spannung erwartet hatten, gut vorüber.
Am Tag nach dem Fest, ging es für uns Freiwillige gleich weiter nach „Kota“ (Dorf hinter Natitingou) zum Zwischenseminar. Dieses Seminar fand mit zwei „Patronen“ unserer Entsendeorganisation (Kinderhilfe-Westafrika) statt, die extra her kamen und sich dann auch die Projekte vor Ort (v. a. das Waisenhaus, da es zurzeit nicht sehr gut um es steht) angeschaut haben. Untergebracht waren wir hier in Rundhütten (immer zu zweit), die zu einer „Ferienanlage“ gehören. Kota ist ein recht touristischer Ort (jeden Tag hat man hier Touristen getroffen), da es hier einen wunderschönen, in der Trockenzeit etwas kleineren, sonst aber größeren Wasserfall gibt, in dem man auch wunderschön schwimmen kann. So haben wir neben unserem Seminarprogramm auch viel Zeit am Wasserfall (5 Minuten von unseren Hütten aus den Berg runter) verbracht, waren also jeden Tag schwimmen! Aber auch der gegenseitige Austausch mit allen Freiwilligen (wir sind neun) und unseren beiden Leitern, war sehr schön. Am Ende der Woche (übers Wochenende) haben unsere beiden Leiter noch eine „Mentorenschulung“ in Natitingou für alle Partner vor Ort, gemacht. So konnten Probleme sowohl auf „afrikanischer“ Partnerseite, als auch auf „deutscher“ Freiwilligenseite besprochen werden und nach Lösungen gesucht werden. So ging also eine schöne Woche, weit weg vom „Alltag“ zu Ende. Wobei ich die „Auszeit“ genossen habe, aber mich auch wieder auf Tanguiéta und die Schule gefreut habe.
Wieder daheim hat nun auch die richtige Mangozeit begonnen. Egal wo man lang geht sieht man Mangohäufchen aufgeschichtet. Das sieht vor Allem am Markttag sehr lustig aus, wenn dann manche Seitenstraßen so aussehen, als würden sie fast nur noch aus Mangos bestehen. Jedenfalls sind wir zurzeit fast nur noch am Mango essen (hauptsächlich die kleinen, „Wilden“, aber manchmal auch die großen „Kultivierten“) und auch Mangomarmelade haben wir schon ausprobiert. Diese mussten wir allerdings überm Feuer kochen, da genau an diesem Tag unser Gas leer gehen musste. Natürlich gab es gerade kein Gas im Supermarkt und auch Ende der Woche (wo es anscheinend kommen sollte), war noch keines da. So haben wir dann eben zwei Wochen lang von „Straßenessen“ (von Reis über Ignames und Akassa u. ä. war alles dabei) und Mangoabenden gelebt.
Dafür bekamen wir in dieser Zeit innerhalb einer Woche ein Schrankregal, was einfach genial ist. Erstens konnten wir nun endlich unsere ganzen Esssachen, Geschirr u. ä. vom Boden weg (wo ja auch einige Krabbeltiere unterwegs sind) ins Regal verlagern und zweitens sieht es jetzt bei uns schon gleich viel wohnlicher aus. Da Jule in der Woche, in der das Regal kam, mit Ohrenweh krank daheim war, hat sie gleich ein bisschen Zeit dafür verwendet das Regal einzuräumen. Das Ohrenweh hat sich nun aber doch schon länger hingezogen und ist noch nicht ganz weg, weshalb wir vielleicht doch einmal das Krankenhaus zur Untersuchung „ausprobieren“ wollen.
Im Krankenhaus wurde vor kurzem auch ein Mädchen vom Atelier am Bauch (unter der Nabelschnur) nun schon zum zweiten Mal operiert. Was es genau ist, wissen zumindest die Angehörigen, also auch wir, nicht. Operiert werden konnte sie nur dank Unterstützung des „Centre sociale“, welches zumindest die alten Operationskosten begleichen konnte, was nötig war, um die jetzige Operation (aufgrund neuer Schulden) durchführen zu können. Wir haben sie dann auch besucht (da war sie schon wieder bei sich zuhause). Leider spricht sie so gut wie kein Französisch. Da aber noch ein anderes „Ateliermädchen“ dabei war, die die gleiche Sprache spricht, konnten wenigstens die beiden miteinander reden und ab und zu für uns übersetzt werden. Obwohl wir eigentlich nur neben ihrer Natte unterm Mangobaum saßen, hat sie sich schon sehr über unseren Besuch gefreut.
Diesen Monat durfte ich auch an einer Hochzeit (die Hochzeit von dem fünften „Diplommädchen“ vom Atelier, die ihre Nähmaschine nicht wollte) teilnehmen. Da unser Chor dazu gesungen hat, hab auch ich (Jule war krank) mitgesungen, wobei dies eher improvisiert war, da wir an den Proben davor nur einmal dabei sein konnten. Zum Glück waren die Texte aber nicht so schwierig, sodass es ganz gut ging. Für die Hochzeit wurde die Kirche extra mit rosa, weißen Krepppapierblüten –und Bändern hergerichtet und die beiden Sessel vom Pastor (für das Hochzeitspaar), zusammen mit einem Extraventilator in die Kirche gebracht. Die Hochzeit hat sogar pünktlich angefangen (wobei da noch nicht alle da waren). Leider war es an dem Tag ziemlich heiß und ausgerechnet dann musste der Strom ausfallen und wir ohne Ventilator auskommen (und das in der sehr vollen, stickig-heißen Kirche!). Irgendwie ging es auch (alle waren halt nass geschwitzt) und nachdem die Eheringe „ausgetauscht“ waren und Bilder gemacht waren (übrigens hatte auch hier die Braut ein weißes Kleid mit Schleier an und der Bräutigam einen schwarzen Anzug, wenigstens mit roter Krawatte), gab es für alle Essen, welches zuvor bei Maman wieder über Nacht zubereitet worden war. Den Platz zum Essen hat jeder in einem anderen Klassenzimmer gefunden. Je nachdem wer man war (z.B. Eingeladener oder Sänger) durfte man in dieses oder jenes Klassenzimmer. Damit auch jeder das richtige Zimmer findet, wurde extra auf die Fensterläden geschrieben, für wen das Zimmer ist. Nach dem Essen war es dann auch schon vorbei und nur das Hochzeitspaar hat sich per Auto (!) auf den Weg gemacht, um ihre beiden Familien zu besuchen. Ich war nur noch froh, dass ich nach dem Essen heim und meine nass geschwitzte Choruniform ausziehen konnte…
Da diesen Monat die Schwester von Maman (die in Cotonou wohnt) ein Kind bekommen hat, ist Maman sie über eine Woche besuchen gegangen. Dass Maman nicht da war, hat man überall gemerkt! Im Atelier lief alles sehr gemächlich (viele kamen und gingen wann sie wollten), im Haus war eine Unordnung (die arme Betty musste sich sowohl um Haus, als auch Atelier kümmern) und wie der Pastor sagt: „sogar der Chor singt nicht mehr gut, wenn Maman nicht da ist!“ So war es dann gut, als sie wieder zurück kam…
Nun haben wir auch endlich unsere Baobabbäume am Berghang hinter unserem Haus für uns entdeckt. Die Rinde der Bäume ist so glatt wie Stein (fühlt sich auch so an), manche tragen sogar noch Früchte und die Bäume sind einfach gigantisch (und kahl! Mit den Baobabs sehen sie aus wie kahle Weihnachtsbäume mit Christbaumkugeln). Wenn man das Stückchen Hang zu den Bäumen hoch läuft, hat man einen wunderschönen Überblick über alles (über die afrikanische Landschaft), man ist abgeschieden von allem und fühlt sich wie in einer „Riesen-Landschaft“ (durch die großen Baobabbäume, Felsgestein und Gestrüpp). Einfach ein schöner Ort, schnell zu erreichen und gut zum Ausruhen!
Zurzeit gibt es eigentlich keine (also fast keine) „schlimmeren“ Tiere. Dafür fängt jetzt wieder die lästige Zeit der Hüpftiere und Fliegen an. Jetzt kann es dann wieder ab und an regnen, bis es zur vollen Regenzeit (Mai/Juni) übergeht.
Demnächst sind auch Osterferien (zwei Wochen) und danach ist nicht mehr lange Schule! Alles geht so schnell vorüber…
Daran merkt man auch, wie gut es einem hier gefällt und wie normal alles geworden ist!

Da ja bald schon Ostern ist, wünsche ich euch allen schon einmal ein schönes Osterfest und eine gute Zeit!

Viele liebe Grüße aus Tanguiéta,

Laura