Monatsbrief Oktober
An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!
So, jetzt melde ich mich wieder einmal nach nun schon 2
Monaten Aufenthalt hier, in Bénin. Seit dem letzten Monat hat sich vieles
getan. Am 3. Oktober fing nämlich die Schule an. Allerdings war in den ersten
Tagen noch keine Schule wie bei uns am Schulanfang. Stattdessen wurden letzte
Schulanmeldungen gemacht (wobei nicht mehr alle Kinder genommen werden konnten,
da die Klassen schon voll waren), Schulgeld bezahlt und Schuluniformen
(T-Shirts plus passender Rock/Hose, alles in khaki oder grün) gekauft. Mir war
das ganz recht, da ich ab Donnerstag (bis Sonntag) mit Gliederschmerzen und ein
wenig Fieber im „Bett“ lag (da war es noch „nur“ so etwas wie Grippe).
Dann fingen der Unterricht und somit auch meine Arbeit an.
Am ersten Tag durfte ich den Direktor begleiten. Dieser unterrichtet die letzte
Ècole- Klasse (welche am Ende auch Prüfungen hat), in der um die 50 Kinder
sind. Schlimm fand ich, dass bei falschem Antworten, nicht richtigem
Wiederholen, nicht Aufpassen,… geschlagen wird! Darüber werde ich gleich noch
mehr schreiben. Da nun der Direktor ein sehr gefragter Mann ist, klingelte
immer wieder das Handy und er und musste wieder fort, sodass der Unterricht
immer wieder unterbrochen wurde….
An den folgenden Tagen bin ich morgens immer zum Direktor,
welcher mir dann sagte, in welche Klasse ich soll. Um nicht immer fragen zu
müssen, habe ich nach einem Stundenplan für mich gefragt, welcher allerdings
immer noch in Arbeit ist (und auch noch fürs Erste bleiben wird!). Jedenfalls
bin ich so in alle sechs Klassen gekommen und durfte auch schon gleich mit
unterrichten (Zeichnen, Kinder malen dann meistens auf ihre Täfelchen, auch
Mathe, allerdings eher eine Ausnahme, beim Kontrollieren helfen und singen).
Die Anzahl der Kinder in einer Klasse vergrößert sich, wenn
man in die „jüngeren“ Klassen kommt. In der Vorschule (CI) bis zur 2. Klasse
(CE1) sind es knapp 80 Kinder in einer Klasse. Um alle unter Kontrolle zu
halten, wird leider sehr viel geschlagen. Schlagen ist hier leider generell
sehr verbreitet (was man schon an dem sehr reichen Wortschatz allein für das
Wort „schlagen“ erkennen kann) und wird als (fast) einzige, „richtige“
Erziehungsmethode angesehen (so ist es hier auch ganz normal, dass in Familien,
Ausbildungen und eben auch Schulen geschlagen wird). Je nach Laune des Lehrers
wird sie auch einmal mehr oder weniger (meistens mit einem Riemen) angewendet.
Es ist echt nicht leicht dabei zusehen zu müssen (vor allem wenn die Kinder anfangen
mit heulen) und nichts dagegen tun zu können (es wird einfach nicht verstanden,
wenn man was dagegen hat).
Ansonsten ist es ganz normal, dass der Lehrer auch einmal
zum Telefonieren oder zum Unterhalten (mit Leuten, die draußen vorbei gehen)
das Klassenzimmer verlässt. Meistens lassen sich die Lehrer auch noch nach dem
„Gong“ (ein Schüler schlägt auf eine alte, aufgehängte Autofelge) viel Zeit…
Da ich, wie schon gesagt, noch keinen Stundenplan besitze,
sind meine Einsätze immer sehr kurzfristig und ohne Vorbereitung. Zusätzlich
habe ich noch eine Deutschklasse bekommen (eine 5. Klasse im neu gegründeten
Collège mit etwa 25 Kindern). Erst wurde mir gesagt, dass es noch einen
Deutschlehrer gäbe, den ich dann eben unterstützen solle. Auch Material wäre
vorhanden. Bei der ersten Deutschstunde wurde mir allerdings bewusst, dass
beides (Lehrer und Material) nicht existiert. Also musste ich mir schnell etwas
einfallen lassen, um die zwei Stunden Deutsch zu füllen, sowie die Schüler
unter Kontrolle halten zu können. Beides funktioniert auch irgendwie, ist aber
immer sehr anstrengend.
In den Pausen verkauft die Frau des Pastors (Maman) immer
ihre selbst gemachten Esssachen wie Pasteten (frittierte Teigtaschen mit
leichtem Fischgeschmack, schmeckt echt gut), Eis (aus Byzap-, Baobabsaft oder
café au lait) manchmal frittierte Teigstangen, Bonbons (die sind aber gekauft)
und Reis/Nudeln. Wir helfen dann immer beim Verkaufen, was ganz unterhaltsam
ist (man kann dann manchmal auch etwas probierenJ).
So wird alles langsam zum Alltag….wie man sich doch an alles
gewöhnt?!
Seit Oktober essen wir morgens und abends bei uns, da wir
endlich Gas gefunden haben und nun selbst kochen (und „backen“) können. So
haben wir den Markt für uns entdeckt. Jeden Abend nach der Arbeit, geht es eine
Runde über den Markt bzw. davor bei unserer Obstfrau und unserer Baguettefrau
vorbei. Diese kennen uns mittlerweile schon gut, weshalb immer erst nach der
Gesundheit, Arbeit, … gefragt wird und wir auch immer geschenktes Obst dazu
bekommen.
Der Markt ist immer schön anzuschauen und man lernt schnell,
dass selbst Lebensmittel mit „festen Preisen“ verhandelbar sind bzw.
„Touristenpreise“ haben können. Das mit dem Handeln ist auch so eine Sache, die
man recht schnell ganz gut lernt. Leider gibt es hier nur sehr wenig Gemüse
bzw. fast ausschließlich Tomaten, Zwiebeln und Grünzeug. Dafür ist jeden Tag
„kleiner Markt“ (man kann hier von Gemüse über Öl, Getreide, Batterien,
Plastikschüsseln u.ä. sehr viel bekommen). Montags ist dann jeweils „großer Markt“
auf dem es dann wirklich vieles und unterschiedlicheres (auch ein bisschen mehr
an Gemüse) gibt und auch entlang der Straßen vor dem eigentlichen „Marktplatz“ weiter
geht.
Mit den frisch eingekauften Sachen versuchen wir dann
meistens gleich mit Kochen anzufangen, um nicht wieder im Dunkeln (um 19 Uhr
ist es dunkel) mit Taschenlampen kochen zu müssen (was leider fast nie klappt).
Da wir ja nun auch Essensgeld bekommen, können wir uns jeden Tag (wenigstens
etwas frisches) Obst leisten (meistens Bananen/Orangen, manchmal auch Ananas
und zurzeit auch Papaya und Melone). Beim Kochen können wir nun auch alles
Mögliche ausprobieren (z.B. auch „gâteaux“, kleine frittierte Teigbällchen).
So geht ein Tag recht schnell um. 7 Uhr aufstehen,
frühstücken, 8-12 Uhr Schule, Mittagspause/Mittagessen, 15-17 Uhr wieder
Schule, einkaufen, kochen, müde ins Bett gehen. Dieser Rhythmus (der auch hier
manchmal etwas eintönig sein kann) wird durch kleinere Erlebnisse, die man so
jeden Tag hat (hier vielleicht noch mehr) wie zum Beispiel auch neue
Bekanntschaften (oft durch neuen Besuch beim Pastor) oder auch unsere
„Montagbesuche“ bei Ursula, unserer Mentorin“, sowie auch „größere“ Erlebnisse
und eben auch den Wochenenden, unterbrochen. Beispielsweise sind wir einmal in
das 10 km entfernte Dorf Tayacou geradelt, wo wir unsere zwei Mitfreiwilligen
(die im Waisenhaus arbeiten) besucht haben.
Rad fahren ist hier auch so eine Sache. Hier ist es nämlich
eine noch stärkere Gleichgewichts-,…Übung und manchmal muss man sein ganzes Können
einsetzen, um über den Sand (der jetzt in der Trockenzeit, in der es zurzeit
auch stärker windet, noch mehr vorhanden ist) zu „surfen“, halbe Seen (nur in
der Regenzeit) zu „durchschwimmen“ oder eben allen möglichen Tieren (Ochsen,
Wildschweine, Perlhühner, Schafe, Hunde, …) auf Pfaden auszuweichen. Da es hier
nur eine, geteerte Hauptstraße gibt, alle anderen Straßen/Wege/Pfade aus Sand
o.ä. bestehen, gewöhnt man sich an dieses Rad fahren sehr schnell.
Was (leider) auch noch den Alltag (also die Eingewöhnung)
unterbricht, sind Krankheiten. Diesen Monat durfte ich schon die Bekanntschaft
von Malaria machen. Da ich zwei Wochen vorher schon so etwas wie Grippe hatte,
dachte ich erst an einen Rückschlag (wieder Gliederschmerzen, leichtes Fieber).
Als dann am zweiten Tag das Fieber jedoch stärker wurde und Kopfschmerzen dazu
kamen, tippte ich schon auf Malaria. Das wurde dann durch den Malariatest, den
unsere Mentorin mit mir machte, bestätigt und zum Glück brachte sie gleich
Malariamedikamente (die muss man drei Tage lang nehmen) mit. Abends ging es mir
richtig schlecht (hatte über 40°C Fieber und selbst trinken war eine große
Anstrengung), aber dank der Medikamente (die hier am Besten zu bekommen und
auch am Besten sind) ging es danach nur noch aufwärts. Jedoch ging gut eine
Woche vorbei, bis ich mich wieder einigermaßen fit gefühlt habe. Ansonsten kann
man auch hier „normale“ Erkältungen wie Schnupfen, Husten und auch Bauchweh,
bekommen (was ich bis jetzt zum Glück noch nicht hatte). Beim „Kranksein“
bekommt man hier jeden Tag mindestens einmal Besuch (kann schön aber auch
anstrengend sein) und bei einem (da kamen alle
Pastorkinder) wurde gleich unsere Wand im „Wohnzimmer“ verschönert. Mit
den ganzen Männchen, Bällen, u.ä. sieht sie jetzt schon viel schöner/bunter
aus.
Was sonst noch neu ist, sind der kleine Hund, zwei Hühner
und ein Hahn, die sich unsere Direktornachbarfamilie gekauft hat. Tja und
seither werde ich regelmäßig zwischen vier und fünf Uhr aufgeweckt! Sogar Eier
hat das eine Huhn schon einige gelegt und zwar jeden Tag ein Ei. Ab und zu
sitzt es sogar auf seinen Eiern… Und der Hund ist noch etwas verfloht (sodass
er anfangs gleich mit Benzin begossen wurde!) und läuft den ganzen Tag irgendwo
herum.
So ging nun auch der zweite Monat ruckzuck vorbei.
Langweilig wurde es mir bis jetzt noch nie. Im Gegenteil, ich nehme mir eher
immer zu viel vor. Da man hier aber immer mit „Zwischenfällen“ zu tun hat und
man vieles einfach gar nicht vorher planen kann, nimmt man es nicht so
tragisch, wenn man nicht alles hinbekommt und lässt vieles eben auf sich zu
kommen (man hat ja auch keine andere WahlJ).
Insgesamt habe ich mich schon so an alles gewöhnt, dass
alles (also das Leben hier) einem so normal vorkommt und durch die vielen Leute
mit denen man so zu tun hat (jetzt sind es bei mir ja auch noch die Lehrer),
wird das nur verstärkt. Nur wenn man abends dauernd von Heuschrecken
angesprungen und von Insekten angeflogen wird (leider schaffen es immer welche
sogar unter das Moskitonetz zu kommen und im Haus zirpt es sowieso fast lauter
als draußen), vermisst man es dann, einfach im elektrisch beleuchteten, nur mit
zwei Katzen bevölkerten Wohnzimmer sitzen zu können. Obwohl es hier also nicht
immer ganz einfach ist, gefällt es mir sehr, sehr gut und ich bin einfach froh,
diese Erfahrung hier machen zu können.
Jetzt ist es aber für diesen Monat erst einmal genug. Bald
werde ich versuchen auch näheres über die Projekte hier, in Tanguiéta zu
berichten. Denkt auch beim Lesen immer daran, dass es nur eine einseitige „Berichterstattung“
ist und bei anderen der Monatsbrief, sowie Berichte, ganz anders aussehen
würde!
Viele liebe Grüße aus Tanguiéta,
Laura
An alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Interessierte!
So, jetzt melde ich mich wieder einmal nach nun schon 2
Monaten Aufenthalt hier, in Bénin. Seit dem letzten Monat hat sich vieles
getan. Am 3. Oktober fing nämlich die Schule an. Allerdings war in den ersten
Tagen noch keine Schule wie bei uns am Schulanfang. Stattdessen wurden letzte
Schulanmeldungen gemacht (wobei nicht mehr alle Kinder genommen werden konnten,
da die Klassen schon voll waren), Schulgeld bezahlt und Schuluniformen
(T-Shirts plus passender Rock/Hose, alles in khaki oder grün) gekauft. Mir war
das ganz recht, da ich ab Donnerstag (bis Sonntag) mit Gliederschmerzen und ein
wenig Fieber im „Bett“ lag (da war es noch „nur“ so etwas wie Grippe).
Dann fingen der Unterricht und somit auch meine Arbeit an.
Am ersten Tag durfte ich den Direktor begleiten. Dieser unterrichtet die letzte
Ècole- Klasse (welche am Ende auch Prüfungen hat), in der um die 50 Kinder
sind. Schlimm fand ich, dass bei falschem Antworten, nicht richtigem
Wiederholen, nicht Aufpassen,… geschlagen wird! Darüber werde ich gleich noch
mehr schreiben. Da nun der Direktor ein sehr gefragter Mann ist, klingelte
immer wieder das Handy und er und musste wieder fort, sodass der Unterricht
immer wieder unterbrochen wurde….
An den folgenden Tagen bin ich morgens immer zum Direktor,
welcher mir dann sagte, in welche Klasse ich soll. Um nicht immer fragen zu
müssen, habe ich nach einem Stundenplan für mich gefragt, welcher allerdings
immer noch in Arbeit ist (und auch noch fürs Erste bleiben wird!). Jedenfalls
bin ich so in alle sechs Klassen gekommen und durfte auch schon gleich mit
unterrichten (Zeichnen, Kinder malen dann meistens auf ihre Täfelchen, auch
Mathe, allerdings eher eine Ausnahme, beim Kontrollieren helfen und singen).
Die Anzahl der Kinder in einer Klasse vergrößert sich, wenn
man in die „jüngeren“ Klassen kommt. In der Vorschule (CI) bis zur 2. Klasse
(CE1) sind es knapp 80 Kinder in einer Klasse. Um alle unter Kontrolle zu
halten, wird leider sehr viel geschlagen. Schlagen ist hier leider generell
sehr verbreitet (was man schon an dem sehr reichen Wortschatz allein für das
Wort „schlagen“ erkennen kann) und wird als (fast) einzige, „richtige“
Erziehungsmethode angesehen (so ist es hier auch ganz normal, dass in Familien,
Ausbildungen und eben auch Schulen geschlagen wird). Je nach Laune des Lehrers
wird sie auch einmal mehr oder weniger (meistens mit einem Riemen) angewendet.
Es ist echt nicht leicht dabei zusehen zu müssen (vor allem wenn die Kinder anfangen
mit heulen) und nichts dagegen tun zu können (es wird einfach nicht verstanden,
wenn man was dagegen hat).
Ansonsten ist es ganz normal, dass der Lehrer auch einmal
zum Telefonieren oder zum Unterhalten (mit Leuten, die draußen vorbei gehen)
das Klassenzimmer verlässt. Meistens lassen sich die Lehrer auch noch nach dem
„Gong“ (ein Schüler schlägt auf eine alte, aufgehängte Autofelge) viel Zeit…
Da ich, wie schon gesagt, noch keinen Stundenplan besitze,
sind meine Einsätze immer sehr kurzfristig und ohne Vorbereitung. Zusätzlich
habe ich noch eine Deutschklasse bekommen (eine 5. Klasse im neu gegründeten
Collège mit etwa 25 Kindern). Erst wurde mir gesagt, dass es noch einen
Deutschlehrer gäbe, den ich dann eben unterstützen solle. Auch Material wäre
vorhanden. Bei der ersten Deutschstunde wurde mir allerdings bewusst, dass
beides (Lehrer und Material) nicht existiert. Also musste ich mir schnell etwas
einfallen lassen, um die zwei Stunden Deutsch zu füllen, sowie die Schüler
unter Kontrolle halten zu können. Beides funktioniert auch irgendwie, ist aber
immer sehr anstrengend.
In den Pausen verkauft die Frau des Pastors (Maman) immer
ihre selbst gemachten Esssachen wie Pasteten (frittierte Teigtaschen mit
leichtem Fischgeschmack, schmeckt echt gut), Eis (aus Byzap-, Baobabsaft oder
café au lait) manchmal frittierte Teigstangen, Bonbons (die sind aber gekauft)
und Reis/Nudeln. Wir helfen dann immer beim Verkaufen, was ganz unterhaltsam
ist (man kann dann manchmal auch etwas probierenJ).
So wird alles langsam zum Alltag….wie man sich doch an alles
gewöhnt?!
Seit Oktober essen wir morgens und abends bei uns, da wir
endlich Gas gefunden haben und nun selbst kochen (und „backen“) können. So
haben wir den Markt für uns entdeckt. Jeden Abend nach der Arbeit, geht es eine
Runde über den Markt bzw. davor bei unserer Obstfrau und unserer Baguettefrau
vorbei. Diese kennen uns mittlerweile schon gut, weshalb immer erst nach der
Gesundheit, Arbeit, … gefragt wird und wir auch immer geschenktes Obst dazu
bekommen.
Der Markt ist immer schön anzuschauen und man lernt schnell,
dass selbst Lebensmittel mit „festen Preisen“ verhandelbar sind bzw.
„Touristenpreise“ haben können. Das mit dem Handeln ist auch so eine Sache, die
man recht schnell ganz gut lernt. Leider gibt es hier nur sehr wenig Gemüse
bzw. fast ausschließlich Tomaten, Zwiebeln und Grünzeug. Dafür ist jeden Tag
„kleiner Markt“ (man kann hier von Gemüse über Öl, Getreide, Batterien,
Plastikschüsseln u.ä. sehr viel bekommen). Montags ist dann jeweils „großer Markt“
auf dem es dann wirklich vieles und unterschiedlicheres (auch ein bisschen mehr
an Gemüse) gibt und auch entlang der Straßen vor dem eigentlichen „Marktplatz“ weiter
geht.
Mit den frisch eingekauften Sachen versuchen wir dann
meistens gleich mit Kochen anzufangen, um nicht wieder im Dunkeln (um 19 Uhr
ist es dunkel) mit Taschenlampen kochen zu müssen (was leider fast nie klappt).
Da wir ja nun auch Essensgeld bekommen, können wir uns jeden Tag (wenigstens
etwas frisches) Obst leisten (meistens Bananen/Orangen, manchmal auch Ananas
und zurzeit auch Papaya und Melone). Beim Kochen können wir nun auch alles
Mögliche ausprobieren (z.B. auch „gâteaux“, kleine frittierte Teigbällchen).
So geht ein Tag recht schnell um. 7 Uhr aufstehen,
frühstücken, 8-12 Uhr Schule, Mittagspause/Mittagessen, 15-17 Uhr wieder
Schule, einkaufen, kochen, müde ins Bett gehen. Dieser Rhythmus (der auch hier
manchmal etwas eintönig sein kann) wird durch kleinere Erlebnisse, die man so
jeden Tag hat (hier vielleicht noch mehr) wie zum Beispiel auch neue
Bekanntschaften (oft durch neuen Besuch beim Pastor) oder auch unsere
„Montagbesuche“ bei Ursula, unserer Mentorin“, sowie auch „größere“ Erlebnisse
und eben auch den Wochenenden, unterbrochen. Beispielsweise sind wir einmal in
das 10 km entfernte Dorf Tayacou geradelt, wo wir unsere zwei Mitfreiwilligen
(die im Waisenhaus arbeiten) besucht haben.
Rad fahren ist hier auch so eine Sache. Hier ist es nämlich
eine noch stärkere Gleichgewichts-,…Übung und manchmal muss man sein ganzes Können
einsetzen, um über den Sand (der jetzt in der Trockenzeit, in der es zurzeit
auch stärker windet, noch mehr vorhanden ist) zu „surfen“, halbe Seen (nur in
der Regenzeit) zu „durchschwimmen“ oder eben allen möglichen Tieren (Ochsen,
Wildschweine, Perlhühner, Schafe, Hunde, …) auf Pfaden auszuweichen. Da es hier
nur eine, geteerte Hauptstraße gibt, alle anderen Straßen/Wege/Pfade aus Sand
o.ä. bestehen, gewöhnt man sich an dieses Rad fahren sehr schnell.
Was (leider) auch noch den Alltag (also die Eingewöhnung)
unterbricht, sind Krankheiten. Diesen Monat durfte ich schon die Bekanntschaft
von Malaria machen. Da ich zwei Wochen vorher schon so etwas wie Grippe hatte,
dachte ich erst an einen Rückschlag (wieder Gliederschmerzen, leichtes Fieber).
Als dann am zweiten Tag das Fieber jedoch stärker wurde und Kopfschmerzen dazu
kamen, tippte ich schon auf Malaria. Das wurde dann durch den Malariatest, den
unsere Mentorin mit mir machte, bestätigt und zum Glück brachte sie gleich
Malariamedikamente (die muss man drei Tage lang nehmen) mit. Abends ging es mir
richtig schlecht (hatte über 40°C Fieber und selbst trinken war eine große
Anstrengung), aber dank der Medikamente (die hier am Besten zu bekommen und
auch am Besten sind) ging es danach nur noch aufwärts. Jedoch ging gut eine
Woche vorbei, bis ich mich wieder einigermaßen fit gefühlt habe. Ansonsten kann
man auch hier „normale“ Erkältungen wie Schnupfen, Husten und auch Bauchweh,
bekommen (was ich bis jetzt zum Glück noch nicht hatte). Beim „Kranksein“
bekommt man hier jeden Tag mindestens einmal Besuch (kann schön aber auch
anstrengend sein) und bei einem (da kamen alle
Pastorkinder) wurde gleich unsere Wand im „Wohnzimmer“ verschönert. Mit
den ganzen Männchen, Bällen, u.ä. sieht sie jetzt schon viel schöner/bunter
aus.
Was sonst noch neu ist, sind der kleine Hund, zwei Hühner
und ein Hahn, die sich unsere Direktornachbarfamilie gekauft hat. Tja und
seither werde ich regelmäßig zwischen vier und fünf Uhr aufgeweckt! Sogar Eier
hat das eine Huhn schon einige gelegt und zwar jeden Tag ein Ei. Ab und zu
sitzt es sogar auf seinen Eiern… Und der Hund ist noch etwas verfloht (sodass
er anfangs gleich mit Benzin begossen wurde!) und läuft den ganzen Tag irgendwo
herum.
So ging nun auch der zweite Monat ruckzuck vorbei.
Langweilig wurde es mir bis jetzt noch nie. Im Gegenteil, ich nehme mir eher
immer zu viel vor. Da man hier aber immer mit „Zwischenfällen“ zu tun hat und
man vieles einfach gar nicht vorher planen kann, nimmt man es nicht so
tragisch, wenn man nicht alles hinbekommt und lässt vieles eben auf sich zu
kommen (man hat ja auch keine andere WahlJ).
Insgesamt habe ich mich schon so an alles gewöhnt, dass
alles (also das Leben hier) einem so normal vorkommt und durch die vielen Leute
mit denen man so zu tun hat (jetzt sind es bei mir ja auch noch die Lehrer),
wird das nur verstärkt. Nur wenn man abends dauernd von Heuschrecken
angesprungen und von Insekten angeflogen wird (leider schaffen es immer welche
sogar unter das Moskitonetz zu kommen und im Haus zirpt es sowieso fast lauter
als draußen), vermisst man es dann, einfach im elektrisch beleuchteten, nur mit
zwei Katzen bevölkerten Wohnzimmer sitzen zu können. Obwohl es hier also nicht
immer ganz einfach ist, gefällt es mir sehr, sehr gut und ich bin einfach froh,
diese Erfahrung hier machen zu können.
Jetzt ist es aber für diesen Monat erst einmal genug. Bald
werde ich versuchen auch näheres über die Projekte hier, in Tanguiéta zu
berichten. Denkt auch beim Lesen immer daran, dass es nur eine einseitige „Berichterstattung“
ist und bei anderen der Monatsbrief, sowie Berichte, ganz anders aussehen
würde!
Viele liebe Grüße aus Tanguiéta,
Laura